Biogas: mögliche Gesundheitsgefahren für Mensch und Tier?

Birgt Biogasrestmasse letztendlich nicht doch Gefahren für die Gesundheit von Mensch und Tier? Die aktuelle Ausgabe der NUTZTIERPRAXIS AKTUELL (NPA) Nr. 51, 2015, geht dieser Frage nach.

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Biogas: mögliche Gefahren für die Besundheit?

In einer Pressemeldung vom 29. April 2015 „Keine Verbreitung von Krankheitserregern durch Biogasanlagen“ (C.A.R.M.E.N. e.V.) wird erklärt, dass bei der Einhaltung der Prozessbedingungen nach derzeitigem Kenntnisstand kein Risiko von Biogasanlagen für die Weiterverbreitung von Krankheitserregern bestehe. Vielmehr seien Biogasanlagen ein Beitrag zur Verringerung ggf. vorhandener Krankheitserreger.

Wie man aus der internationalen wissenschaftlichen Literatur der letzten Jahre entnehmen kann, bestehen durchaus starke Bedenken, dass Krankheitserreger durch die Biogasherstellung und der anschließenden Ausbringung der Biogasrestmasse auf Äcker und Wiesen verbreitet werden können. Auch ein Gentransfer, also ein Austausch von Informationen der Bakterien untereinander, während des Gärprozesses ist nicht auszuschließen. Zu den veröffentlichten Ergebnissen der Botulismus-Studie der Tiermedizinischen Hochschule in Hannover vom Herbst 2014, die in der Pressemeldung zitiert wird (Ergebnis ganz kurz gefasst: „Es gibt keinen chronischen Botulismus“), liegt eine wissenschaftlich begründete Stellungnahme vor, die in der NUTZTIERPRAXIS AKTUELL (NPA) Nr. 49, S. 36-38, veröffentlicht wurde. Die dort veröffentlichten Untersuchungen lassen keinesfalls eine Verallgemeinerung der Studienergebnisse zu. Leider werden solche wichtigen Ergebnisse und daraus resultierende Fragestellungen einfach übergangen und ignoriert. Warum scheut sich die Biogasindustrie, auch kritische und vor allem nachdenklich machende Untersuchungen zu veröffentlichen? Hat man etwas zu verbergen?

Dr. Köhler, Wissenschaftler aus Potsdam, hat z.B. in einem Fachgespräch bereits im Oktober 2011 darauf hingewiesen, dass in den Gärresten einer Biogasanlage in drei von vier Proben Clostridium botulinum nachgewiesen worden war und entsprechende Vorkehrungen zur Verminderung der Ausbreitung von Krankheitskeimen getroffen werden müssen. Auch von dieser Untersuchung ist nichts zu lesen. Man ignoriert wichtige Forschungsergebnisse, die eben „nicht ins rosarote Weltbild“ passen.

Im Gärrestbehälter der Biogasanlagen herrschen teilweise unbekannte oder nicht beherrschbare Bedingungen, die einen wesentlichen Einfluss auf das Mikrobiom haben. Halten sich die Bakterien an die schön geredeten Vorstellungen der Biogasindustrie? Können sich „GAU-Bakterien“ entwickeln? Können Dauerformen (Sporen) den Prozess überdauern und nach Aufnahme über die Nahrung zu gesundheitlichen Problemen bei Mensch und Tier führen? Die vielen offenen Fragen sind nicht von der Hand zu weisen.

Was geschieht, wenn Menschen direkt oder indirekt von Gemüsen und Früchten essen, deren Felder mit Biogasrestmasse gedüngt wurden und es dort zu Kontaminationen krankmachender Bakterien kommen könnte? Hat man aber überhaupt mögliche Risiken durch die Biogasrestmassedüngung bedacht? Es wird Zeit, darüber nachzudenken und durch Forschungen Klarheit zu schaffen. Wir sagen nicht, dass aus jeder Biogasanlage Krankheitskeime kommen und dadurch Gesundheitsrisiken grundsätzlich für Mensch und Tier bestehen. Biogasrestmasse birgt aber mögliche Risiken, wie wissenschaftliche Veröffentlichungen der letzten Jahre immer wieder belegen, die wir kennen müssen, um selbige zu beherrschen. Da die Biogasgewinnung einen erheblichen Einfluss auf die Landwirtschaft und die tierische und menschliche Gesundheit hat, fordert die Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) eine vorurteilsfreie Zusammenarbeit aller betroffenen Wissenschaftler, um Restrisiken zum Wohle der menschlichen und der tierischen Gesundheit zu beherrschen, so Fachtierarzt und Agrarwissenschaftler Ernst-Günther Hellwig , Gründer und Leiter der Akademie. Bis die wichtigen Fragen und Thesen nicht wissenschaftlich eindeutig und reproduzierbar bearbeitet sind, sollte keine Biogasrestmasse auf Äcker und Wiesen aufgebracht werden, die für die Produktion von Tierfutter, bzw. Produkte für die Humanernährung vorgesehen sind.

Zur Information: Die Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) mit Sitz im münsterländischen Horstmar-Leer, konnte im Jahr 2014 insgesamt über 5000 Fachleute in ihren Fortbildungsveranstaltungen begrüßen.

Die eigene Fachzeitschrift (NUTZTIERPRAXIS AKTUELL (NPA) mit einer Auflage von über 5000 Exemplaren informiert aktuell über moderne Nutztiermedizin und Landwirtschaft.

Die AVA ist eine Fortbildungsgesellschaft mit dem Ziel der Aus- und Weiterbildung und der Verteilung von Informationen für den landwirtschaftlichen und tiermedizinischen Bereich. Gleichzeitig ist die AVA ein Forum für Landwirte und Tierärzte, das die Herausforderungen der Produktion gesunder Nahrungsmittel in den nächsten Jahrzehnten in den Blick nimmt.

»Ziel der Agrar- und Veterinär-Akademie ist es, die Probleme der modernen, nachhaltigen Landwirtschaft und Tierhaltung zu erörtern. Wir wollen gemeinsam Wege finden, um tiergerecht, praxisbezogen und verbraucherorientiert zu arbeiten.«

Ernst-Günther Hellwig, Gründer und Leiter der AVA, Horstmar-Leer

Ernst-Günther Hellwig, Agrarwissenschaftler und Fachtierarzt

Agrar- und Veterinär-Akademie (AVA) EG Hellwig

Dorfstraße 5 – D 48612 Horstmar-Leer

fon: +49-(0)2551- 7878 fax: +49-(0)2551-83 43 00

info@ava1.de www.ava1.de

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