Nutzfahrzeugindustrie: „Markt für leichte Nutzfahrzeuge stark unter Druck“

Truck-Rental-Spezialist Fraikin geht auch im Vermietgeschäft von baldiger Markterholung aus

Unterschleißheim/Colombes, 7. Mai 2021 – Die Schwierigkeiten der Automobilindustrie haben sich auch auf die Lieferzeiten von leichten Nutzfahrzeugen und Fahrzeugen mit Aufbau ausgewirkt. Wobei dieser Markt gleichzeitig mit spezifischen Problemen kämpft. Beides ist nach Meinung der Truck-Rental-Spezialistin Fraikin Group teilweise auf die sehr starke typenübergreifende Modularisierung dieser Fahrzeugkategorie zurückzuführen.

Wie im Online-Magazin „F-mag“ des französischen Mobilitätsanbieters betont wird, führte die erste Ausgangssperre Anfang 2020 „zu einer Verlangsamung der weltweiten Automobilproduktion, einem Aufschub der Investitionen und zur Aussetzung von für die Branche unentbehrlichen Lieferungen“. Ende 2020 erlebte der europäische Markt dann jedoch einen unerwarteten Aufschwung, der genauso heftig ausfiel wie der Rückgang drei Monate zuvor.

Fraikin: „Hersteller, die bis zu diesem Zeitpunkt befürchtet hatten, Überbestände abbauen zu müssen, konnten stattdessen die Nachfrage nicht befriedigen und und mussten ihre Lieferzeiten verlängern.“

Abverkauf von unverkäuflichen Fahrzeugbeständen

Auf dem Markt für Fahrzeuge mit Aufbau gibt es laut Fraikin zwei große Problembereiche: Zum einen ziehen sich die Motorenhersteller tendenziell aus dem Diesel-Geschäft zurück. Zum anderen ist 2021 die Übergangsregelung ausgelaufen, sodass die Fahrzeuge jetzt der „Euro 6d full“-Norm (alias „Euro 6d ISC-FCM“) entsprechen müssen. Um einen unverkäuflichen Bestandsaufbau zu vermeiden, hatten die Hersteller die Produktion von Modellen der bisherigen Norm „Euro 6d temp“ schon 2020 freiwillig eingeschränkt oder sogar gestoppt.

Die besondere Situation im letzten Jahr hatte sie ebenfalls dazu veranlasst, die Produktion bestimmter „Euro 6d full“-Modelle erst ab dem zweiten Halbjahr 2021 zu planen. Dadurch verzögern sich die Fahrzeugauslieferungen. Hinzu kommt, dass die Motorenhersteller nicht mehr in Dieselmotoren für leichte Nutzfahrzeuge und Pkw investieren. 2020 wurden nur noch 28 Prozent der in Europa verkauften Neufahrzeuge mit diesen Motoren ausgestattet, während es bei den leichten Nutzfahrzeugen weiterhin 92,4 Prozent waren.

Halbleiterkrise bremst Markt für leichte Nutzfahrzeuge aus

Die Mikroelektronik gewinnt als wesentlicher Bestandteil der heutigen Fahrzeuge für die Automobilhersteller zunehmend an strategischer Bedeutung. Diese Komponenten werden jedoch seit dem Ausbruch der Pandemie weltweit stärker nachgefragt. Grund: Sie werden auch in Telefonen und Computern verbaut, die durch das weit verbreitete Homeoffice stärker nachgefragt werden. Die Produktion der sich auf ein paar Anbieter wie Infineon und TSMC konzentrierenden Mikrocontroller ist überhitzt und kann die steigende Nachfrage nicht befriedigen.

Fraikin: „Bei den elektronischen Bauteilen könnte die Verknappung bis Ende 2021 andauern. Außerdem fehlt es an Quarz, der zur Herstellung von Bildschirmen benötigt wird. Zu einem Zeitpunkt, wo sie überall in Armaturenbretter eingebaut werden. Aufgrund der besonderen Situation der Elektronik-Branche hängt die Lieferzeit eines Fahrzeugs stark von den gewählten Optionen ab, wenn diese Elektronik beinhalten.“

Typenübergreifende Modularisierung verzögert die Erholung

Ein letzter, den Markt für leichte Nutzfahrzeuge in Schwierigkeiten bringender Faktor ist die typenübergreifende Modularisierung von Ausstattungen für leichte Nutzfahrzeuge und Pkw. Da viele technische Baugruppen in beiden Fahrzeugtypen verbaut werden, fallen die notwendigen Ressourcenkompensationen bei starker Nachfrage zu Ungunsten der leichten Nutzfahrzeuge aus. Dies gilt umso mehr, als es relativ wenige auf leichte Nutzfahrzeuge spezialisierte Werke gibt.

Und wenn der Markt wie im vergangenen Jahr „nervös“ ist, können diese schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Schließlich verlängert sich die Vorlaufzeit auch durch die Ausstattung eines leichten Nutzfahrzeugs für eine betriebliche Anwendung wie Kühlguttransporte.

Fraikin-Deutschland-Geschäftsführer Steffen Rump: „Im laufenden Jahr 2021 lassen sich die Lieferzeiten von leichten Nutzfahrzeugen am besten durch die Wahl von Einheiten mit der kleinsten elektronischen Ausstattung reduzieren. Denn ein optionales Ladegerät für ein leichtes Elektro-Nutzfahrzeug oder ein High-End-Audiosystem können die Auslieferung um mehrere Monate verzögern. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich der Markt in wenigen Monaten erholen wird. Genauso wie die von dieser Krise ebenfalls betroffene Nutzfahrzeugvermietung“.

Mit einer über 75-jährigen Erfahrung und einem Umsatz von 771 Mio. Euro (2020) ist die französische Fraikin Group marktführende Partnerin für Fahrzeug-Management in Europa. Das Unternehmen wurde 1944 von Gerard Fraikin gegründet und verfügt gegenwärtig in zwölf Ländern über 157 Niederlassungen und knapp 60.000 Einheiten. Wobei über 2.800 Mitarbeiter für ein professionelles Flottenmanagement bei mehr als 7.000 Mietkunden stehen.

Fraikin Deutschland offeriert Flottenbetreibern die gesamte Bandbreite kundenspezifischer Mobilitätslösungen. Das Full-Service-Mietangebot umfasst generell: Gemeinsame Analyse des jeweiligen Fahrzeugbedarfs, Beratung, Finanzierung, Versicherung und Kfz-Steuer, Wartung, Reparatur, Pannendienst 24/7, europäisches Netzwerk, Fuhrparkverwaltung, Telematik sowie eine absolut faire und transparente Fahrzeugrückgabe nach Vertragsende.

Im Gegensatz zu herstellerabhängigen Anbietern vermietet Fraikin nicht nur die klassischen Varianten von Zugmaschinen, Sattelzügen und Fahrgestellen für den Transport- und Logistikbereich. Fraikin fokussiert europaweit auch auf Abfall-, Entsorgungs- und Kommunalfahrzeuge sowie sonstige Spezialfahrzeuge. Größte Lieferanten sind dabei MAN, Mercedes-Benz und Volvo-Renault.

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