WIK untersucht das Erfolgspotenzial elektronischer Post: De-Mail muss günstiger als Briefporto sein

De-Mail bringt gesamtwirtschaftlichen Nutzen. Das ist eine der grundlegenden Erkenntnisse, die das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) in seiner jüngsten Untersuchung der verschiedenen Produkte und Geschäftsmodelle im Bereich der elektronischen Zustellung gewonnen hat. Ein wirtschaftlicher Siegeszug ist der neuen Technologie allerdings nicht gewiss – zu viele Faktoren spielen bei der Kosten-Nutzen-Betrachtung eine Rolle. Privatnutzer haben dem WIK zufolge keinen finanziellen Vorteil.

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Anbieter von elektronischer Kommunikation über De-Mail müssen hohe Anforderungen an Sicherheit, Funktionalität, Interoperabilität und Datenschutz erfüllen. Das trauen sich die Deutsche Telekom, GMX, T-Systems, WEB.de, die Deutsche Post und Mentana Claimsoft zu und haben vor, sich als De-Mail Provider beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik akkreditieren zu lassen. Schon vor Inkrafttreten des De-Mail-Gesetzes ist die Deutsche Post aus der Anbieter-Gruppe ausgeschert und hat letzten Sommer mit dem E-Postbrief ein Konkurrenzprodukt zu De-Mail gestartet, während die anderen Provider die gesetzliche Grundlage abgewartet haben. Dieser Startvorteil des E-Postbriefs kann für den Erfolg der gesamten Projekts De-Mail zum Nachteil werden: „Wir gehen davon aus, dass De-Mail nur dann erfolgreich werden kann, wenn die Provi-der an einem Strang ziehen“, sagt Alex Dieke, Leiter Post, Logistik und Verkehr bei WIK.

Gegenüber anderen Geschäftsmodellen wie Hybridpost oder branchenspezifischen Lö-sungen punktet De-Mail durch weitgehende Erfüllung der relevanten Sicherheitskriteri-en. In Sachen Benutzerfreundlichkeit attestiert das WIK dem Verfahren einfache Bedie-nung, wenn die Nutzer erst einmal die aufwändige Registrierung bewältigt haben. Ein Erfolgsgarant sind diese Kriterien nach Erkenntnissen des WIK jedoch nicht: Ob De-Mail ein Erfolg wird hängt davon ab, wie viele Bürger sich tatsächlich registrieren lassen. Der-zeit liefern sich die Konkurrenten E-Postbrief und De-Mail mit 1,2 Mio. beziehungsweise 1 Mio. Anmeldungen noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ob die Produkte und damit die erheblichen Investitionen der Anbieter wirtschaftlich erfolgreich sein werden, ist noch nicht absehbar.

In einer gesamtwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Betrachtung von De-Mail kam das WIK zu der Einschätzung, dass Private, Unternehmen und die öffentliche Verwaltung in den ersten fünf Jahren zwischen 1,1 Mrd. EUR und 1,8 Mrd. EUR Einsparungen bei Material- und Prozesskosten für Brief-Versand und -Empfang sowie beim Porto erzielen können. Dem stehen geschätzte gesamtwirtschaftliche Kosten für Marktaufsicht, Registrierung von Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen, Nutzeridentifizierung und anderen Posi-tionen von 0,8 Mrd. EUR bis 1,6 Mrd. EUR gegenüber. „Wie gehen davon aus, dass De-Mail unter dem Strich mehr nutzt als es kostet“, fasst Alex Dieke zusammen. Die tatsächliche Erfolgsbilanz werde insbesondere von den erzielbaren Preisen und den Implementie-rungskosten für de-Mail bestimmt.

Ob Unternehmen von De-Mail profitieren, ist der Untersuchung zufolge nicht gewiss. Grund dafür sind die hohen einmaligen Kosten bei der Implementierung von De-Mail. Auch fanden die Wissenschaftler heraus, dass große Unternehmen mehr von De-Mail profitieren als kleinere – während Privatnutzer unter Umständen sogar mit Zusatzkosten im Vergleich zur klassischen Briefpost rechnen müssen. Es profitieren also zuallererst die großen Versender.

Im traditionellen Briefmarkt führt die elektronische Post nach Einschätzung des WIK in den kommenden Jahren zu sinkender Nachfrage. Das Bundesministerium des Innern rechnet im fünften Jahr nach dem Start von De-Mail mit einer Substitution von 20% der „substitutionsfähigen Briefmenge“, das entspricht rund 9% der Gesamtbriefmenge in Deutschland.

Das WIK (Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste) wurde 1982 als Ideenschmiede des damaligen Postministeriums gegründet und hat sich inzwischen zum bedeutendsten Forschungs- und Beratungsinstitut für Kommunikationsdienste in Deutschland entwickelt. Es befasst sich mit Marktregulierung und Sektorpolitik in den Bereichen: Post, Telekommunikation, Strom, Gas, Wasser, Abwasser, und Transport. Zum WIK gehört außerdem die WIK-Consult, die die Expertise des Hauses für Beratungsanliegen von Kunden im Bereich der Privatwirtschaft sowie öffentlicher Institutionen zugänglich macht. Die WIK-Consult ist eine Tochtergesellschaft des WIK. WIK und WIK-Consult haben in Summe 50 Beschäftigte.

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