Probleme und Möglichkeiten einer universellen Ethik

(von Stefan Lemke – OPTIMUS Redaktion) Heute ist jeder Mensch von der Globalisierung betroffen. Sie beschränkt sich nicht mehr nur auf den weltweiten Handel von Gütern und den stark verknüpften internationalen Finanzmarkt. Über die schnellen und einfachen Kommunikationswege, die die gesamte Welt miteinander vernetzen, können alle Menschen miteinander in Kontakt treten – ganze Gesellschaften und Kulturen kommen miteinander in Berührung. Kurz gesagt: Die Globalisierung ist auf alle Lebensbereiche übertragbar! Keiner kann sich ihr entziehen. Daher ist es keine Überraschung, dass die Lager von Globalisierungskritikern und –befürwortern stetig wachsen.

Die Politik widmet sich überwiegend der industriellen Globalisierung, damit einhergehend bspw. der Liberalisierung der Märkte. Die Globalisierung von Menschenrechten, von sozialen, ökologischen und demokratischen Aspekten hingegen wird überwiegend unter den Tisch gekehrt. Die Organisation „attac“ – unter dem Slogan „Globalisierung geht anders – Mensch und Natur vor Profit“ – tritt für eine andere Seite der Globalisierung ein. Auch Papst Franziskus äußerte sich im Kontext der Globalisierung für eine Stärkung der Menschenrechte. Immer mehr Menschen nehmen die auftretenden Probleme und Veränderungen einer globalisierten Welt wahr. Hier zeichnet sich die Zukunftsorientierung der jeweiligen Gruppen ab, um die Globalisierung auf die eine oder andere Weise zu modifizieren. Besondere Wichtigkeit erlangt das Handeln des Menschen, denn er bestimmt was in Zukunft aus der Globalisierung und ihren unterschiedlichen Aspekten wird.

An diesem Punkt knüpft Klaus Behnam Shad an: Gesellschaften und Kulturen kommen einander unabänderlich durch Globalisierung näher und das nicht nur in Wirtschaft, Politik und Kultur, sondern ebenfalls in Moral und Ethik. Daher ist die Auseinandersetzung mit einer universellen Ethik zwingend erforderlich, vor allem da sie von zentraler Bedeutung für sämtliche Bereiche des heutigen Lebens und für die gesamte Menschheit hinsichtlich einer intakten und funktionierenden Weltgemeinschaft ist. Für Behnam Shad handelt es sich primär um eine kultur- und sozialphilosophische Frage nach einer universellen Ethik. Sie erfüllt allerdings nur dann eine gewisse Gültigkeit, wenn sie in interdisziplinäre Kontexte eingebettet ist. Exakt diesen Versuch unternimmt Behnam Shad in seinem Buch „Probleme und Möglichkeiten einer universellen Ethik“. Das Konzept einer universellen Ethik ist durchaus als eine zukunftsorientierte Gesinnung zu betrachten. Trotzdem werden die Schwierigkeiten dieser Ethik behandelt und erkenntnistheoretische Überlegungen aus universalistischer und relativistischer Perspektive daran angeschlossen. Anhand der Menschenrechte als Fallbeispiel wird der Universalitätsanspruch anschaulich gemacht, sodass ein praktischer Ansatzpunkt besonders im Hinblick auf die politische Dimension des Weltgeschehens gegeben ist.

Klaus Behnam Shad spricht mit seinen Ausführungen jeden an, der Teil der globalisierten Welt ist – er zeigt die Möglichkeiten und die Chancen einer universellen Ethik auf und führt dabei trotzdem die Problematiken, die mit ihr einher gehen, ins Feld. Seine Reflexion über eine universelle Ethik nimmt kein Blatt vor den Mund und ist für jeden interessant, der sich mit den Folgen der Globalisierung auseinandersetzt. Das Fachbuch „Probleme und Möglichkeiten einer universellen Ethik“ ist eine Einladung zum Weiterdenken und zum Entwerfen eigener Vorstellungen einer universellen Ethik für eine globalisierte und immer weiter zusammenrückende Welt. Genau das ist die Intention des Autors. Er fordert keinerlei Allgemeingültigkeit seiner Schlüsse, sondern sieht sie als Sprungbrett für einen breiten Diskurs. Aufgrund der einführenden theoretischen Kapitel, in denen die Grundlagen und Grundbegriffe für die vertiefende Reflexion einer universellen Ethik eingeführt werden, ist das Buch nicht nur für versierte Leser aus der Sozial- und Kulturanthropologie von Relevanz, sondern ebenso ansprechend für eine interdisziplinäre Leserschaft.

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