Leukämie: Wie wird man Stammzellspender? Typisierung ist einfach

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Aus einer Speichelprobe werden die benötigten HLA-Gewebemerkmale im Labor bestimmt. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Als „Typisierung“ bezeichnet man die Laborarbeiten, die für eine Aufnahme in eine Stammzellspenderdatei notwendig sind und die Registrierung der Daten. Nach entsprechender Aufklärung muss ein Spender schriftlich sein Einverständnis geben. Aus einer Blutprobe – es genügt ein Fingerhut voll Blut – werden die Gewebemerkmale im Labor bestimmt. Gleiches funktioniert auch mit einer Speichelprobe. Nach der Analyse werden diese Merkmale in der Spenderdatei – etwa der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei – gespeichert. Von dort werden sie anonym an das deutsche Zentralregister (ZKRD) übermittelt und stehen für weltweite Suchanfragen zur Verfügung.

Jedes Jahr erkranken etwa 11 000 Menschen an Leukämie – allein in Deutschland. Manchmal ist es das Kind eines Nachbarn, manchmal die Mutter einer Arbeitskollegin, manchmal eine bekannte Persönlichkeit wie Guido Westerwelle, die der Krankheit ein öffentliches Gesicht geben. Guido Westerwelle  wirbt durch seine Buchveröffentlichung und die Auftritte in den Medien für eine Registrierung als Stammzellspender.

Wenn Chemotherapie und Bestrahlung nicht helfen, ist eine Stammzelltransplantation die letzte Chance. Das funktioniert jedoch nur, wenn es  gesunde Spender als mögliche Lebensretter zur Verfügung stellen.  In Spenderdateien wie auch der weltweit vernetzten Stefan-Morsch-Stiftung sind derzeit mehr als 25 Millionen Menschen registriert, nichtsdestotrotz ist es oft noch ein Glücksfall, wenn sich ein passender Spender findet.

Mit jedem neu gewonnenen Spender bietet sich eine neue Chance ein Leben zu retten. Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren sich derzeit mehr Menschen, um sich freiwillig und unentgeltlich als potenzielle Lebensretter zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist aber, dass man sich im direkten Gespräch bei den Typisierungsaktionen vor Ort, über die Homepage oder die Social Media Accounts oder die kostenlose Hotline der Stefan-Morsch-Stiftung vorab informiert.

Die Entscheidung zur Spende ist freiwillig und kann jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. Allerdings sollte sich jeder Spender schon vor der Aufnahme in die Datei gut informieren und eingehende Gedanken machen, ob er sich tatsächlich einmal als Spender zur Verfügung stellen möchte. Sobald die vorbereitende Phase zur Transplantation für den Leukämiepatienten beginnt, kann der Patient ohne die „neuen“, gesunden Stammzellen des Spenders nicht überleben. Ein Rücktritt zu diesem Zeitpunkt ist möglich, hätte möglicherweise aber fatale Folgen für den Patienten.

Sie sind gesund und volljährig? Wer nicht älter als 40 Jahre ist, kann in der Datei der Stefan-Morsch-Stiftung kostenlos typisiert werden. Für ältere Spender wird um einen Beitrag in Höhe von 50 Euro zu den Typisierungskosten gebeten. Denn obwohl man bis zur Vollendung des 61. Lebensjahres in der Datei für weltweite Suchanfragen gespeichert ist, werden ältere Spender selten von den Transplantationskliniken ausgewählt – sofern mehrere kompatible Spender zur Verfügung stehen. Gleiches gilt für Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften (auch Fehlgeburten zählen dazu). Denn im Rahmen von Schwangerschaften können Antikörper gebildet werden, die nach heutigem Kenntnisstand den Transplantationserfolg gefährden können. Nur etwa 1,2 Prozent der Spender im Jahr 2014 waren Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften.

Und noch ein Hinweis: Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. Egal, wo er registriert ist, die Daten aller Stammzellspenderdateien stehen anonymisiert über das deutsche Zentralregister des ZKRD für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Wer mehrfach registriert ist, würde als Mehrfach-Treffer erscheinen und so zunächst den Eindruck erwecken, es gäbe mehrere Spender für einen Leukämiepatienten zur Auswahl. Letztendlich wäre das eine trügerische Hoffnung. Wer schon typisiert ist, sollte jedoch überlegen, ob die Spenderdatei noch die aktuellen Kontaktdaten hat.

Weitere Informationen lassen sich auf der Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Sollten Sie Fragen haben, rufen Sie einfach unsere gebührenfreie Hotline 08 00 – 766 77 24 an.

Kommt es später dazu, dass man als Spender helfen kann, wird zu Ihrer Sicherheit ein umfassender Gesundheitscheckup durchgeführt. Die Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung werden die potenziellen Spender kontaktieren. Sie beraten und begleiten den Spender während der gesamten Vorbereitung auf die Stammzellspende. Der Verdienstausfall und alle anderen anfallenden Kosten werden von der Stiftung getragen oder der Krankenkasse des Patienten ersetzt.

Leukämie kann jeden treffen. Jeder kann helfen, Menschen eine Chance auf Leben zu geben. Wer nicht als Stammzellspender registriert werden kann, hat die Möglichkeit, durch eine Spende die Typisierung eines geeigneten Spenders zu finanzieren. Das Spendenkonto für Lebensretter ist bei der KSK Birkenfeld IBAN: DE35 5625 0030 0000 0797 90 BIC: BILADE55 eingerichtet.

Wie lange dauert eine Spendersuche? Für weit über 80 Prozent der Patienten kann ein geeigneter Spender gefunden werden, meist schon innerhalb von ein bis zwei Monaten. (Stand: 01-2015, Quelle: ZKRD) Natürlich gibt es auch Suchen, die erheblich länger dauern, und auch solche, die vergeblich bleiben. Deshalb ist es wichtig, dass die Spenderdateien immer neue Spender aufnehmen. Denn die Dateien können nur so gut sein, wie sie die Vielfalt der genetischen Merkmale einer Bevölkerung auch widerspiegeln. Daher sollten sich auch Menschen mit Migrationshintergrund in die Spenderdateien aufnehmen lassen.