Interview mit Startup-Geschäftsführerin Melanie Bachinger

Interview mit Startup-Geschäftsführerin Melanie Bachinger

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(NL/3443572618) Regensburg, 10. Januar 2014 – Die IT-Gründerszene ist immer noch ein Männerverein, Gründerinnen sind in dieser Branche nach wie vor die Ausnahme. Aber es gibt sie – auch im Regensburger IT-Speicher! Eine davon ist Melanie Bachinger, eine 35-jährige Wirtschaftsinformatikerin, die gemeinsam mit Ihrem Partner Bernd Gietzelt 2011 die rBITech UG gegründet hat. Das besondere an rBITech: die Agentur vereint Technik und Design, rBITech bietet IT-Dienstleistungen sowie das Portfolio einer klassischen Web- und Werbeagentur aus einer Hand. In einem Interview berichtet die Geschäftsführerin über Ihre Erfahrungen bei der Gründung und dem Aufbau Ihres Unternehmens.

IT-Speicher: Wie kamst Du auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen?
Melanie Bachinger: Ich bin ein Mensch, der selbstständig arbeiten will, ja beinahe muss. Schon immer wollte ich so frei wie möglich arbeiten, meine eigenen Ideen und Projekte umsetzen, ohne mir vorher eine Erlaubnis dafür holen zu müssen. In meiner Familie gibt es eine Holzschnitzerei im Bayerischen Wald. Ich habe des Öfteren dort gejobbt – das war eine prägende Erfahrung für mich. Zum einen hat mich das Handwerk begeistert, aber auch der Vertrieb, das Marketing und der Kundenkontakt. Kurz gesagt: ich habe am Unternehmertum Gefallen gefunden und hätte mir sogar vorstellen können, die Schnitzerei zu übernehmen. Als daraus nichts wurde, habe ich zunächst eine Ausbildung zur Mediengestalterin absolviert und schließlich ein Wirtschaftsinformatik-Studium angeschlossen – um Design und Technik-Kompetenz verbinden zu können. Das Studium habe ich mir bereits als selbstständige Mediengestalterin finanziert.

Was waren die größten Stolpersteine, die Du bisher bei der Gründung und dem Aufbau Deiner Firma überwinden musstest?
Keine! Es war ein relativer leichter Schritt – eine Gründung in der IT-Branche hat den Vorteil, dass man nicht sehr viel mehr als PC und Internet benötigt. Das erste Jahr haben wir von unseren Wohnungen aus gearbeitet.

Was sind Deiner Ansicht nach die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Neugründungen?
Wir hatten das Glück mit einem festen Kundenstamm beginnen zu können. Mein
Geschäftspartner hatte damals im Zuge der Entlassungswelle bei Toshiba seinen Job verloren. Auf diese Weise wurde Toshiba zu unserem Kunden. Wir haben die Tätigkeiten bei Toshiba übernommen, die nach den Entlassungen weiterhin anfielen und nicht mehr intern abgedeckt werden konnten. Verallgemeinert ausgedrückt: eine tragfähige Basis, gute Kontakte und ein gutes Team sind meiner Ansicht nach die wesentlichen Erfolgsfaktoren.

Was empfiehlst Du für angehende Gründer als Vorbereitung aufs Gründen?
Ein Studium ist nicht unbedingt ein Muss. Die Befähigung zum Unternehmer hat nichts mit formalen Studien- oder Schulabschlüssen zu tun. Man muss einfach der Typ dafür sein. Ein Gründer muss die Motivation mitbringen, etwas schaffen zu wollen und die Bereitschaft haben, Verantwortung zu übernehmen. Man muss aus Kundensicht denken können und sich immer die Frage stellen: was kann ich zur Lösung eines konkreten Problems beitragen? Echtes Interesse und ein gewisses Maß an Menschenkenntnis – das sind die Grundvoraussetzungen. Die Essenz aus dem Studium ist, gelernt zu haben, wie man sich neue Themen erschließt.

Welche Deiner persönlichen Eigenschaften hat Dir beim Gründen am meisten geholfen?
In Bezug auf unsere Firma hat es sich als Idealfall herausgestellt, dass mein Partner und ich recht verschiedene Persönlichkeiten sind. So haben wir nach dem ersten Jahr unser Aufgabengebiet entsprechend unserer persönlichen Eigenschaften aufgeteilt: ich bin sehr offen und kann gut auf Menschen zugehen – und bin deshalb in erster Linie zuständig für den Kundenkontakt, die Organisation und das Marketing. Mein Partner ist primär der Techniker und als solcher für die Entwicklungen und Umsetzungen verantwortlich. Für uns hat sich diese klar definierte Rollenstruktur – möglichst viele einander ergänzende und möglichst wenig gleiche Eigenschaften und Kompetenzen – als Erfolgsmodell erwiesen.

Ist es ein Vorteil, im Team zu gründen?
In unserem Fall ja, aber generell würde ich sagen, dass es weniger eine Frage von gut oder schlecht ist, sondern vielmehr eine Frage der Persönlichkeit. Es gibt Gründer, die genau wissen, wie etwas auszusehen oder zu funktionieren hat. Da wäre es schwierig mit einem Partner. Ich hingegen werde erst stark im Team. Durch die doppelte Sichtweise können wir unser Potential erst richtig entfalten und ein Problem oder einen Auftrag in all seinen Dimensionen erfassen.

Eine Frau als Gründerin eines technologieorientierten Unternehmens ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Hattest Du diesbezüglich mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen?
Nein, es gab nie negative Reaktionen – eher im Gegenteil, ich habe eher Rücken- als Gegenwind bekommen. Sowohl von Kunden als auch von Partnern wird es als erfrischend wahrgenommen, wenn andere Ansätze, die man vielleicht als weiblich charakterisieren könnte, ins Spiel kommen. Eine Frauenquote lehne ich übrigens konsequent ab.

Gibt es einen Tipp, den Du anderen Gründern mit auf den Weg geben möchtest? Gibt es einen speziellen Tipp für Gründerinnen?
Herz und Verstand – beides gehört dazu. Natürlich geht es nicht ohne eine nüchterne, rationale Betrachtung, ob man zum einen die nötige Fachkompetenz mitbringt und ob man zum anderen auch der Typ für die Selbstständigkeit ist – mit all seinen Begleiterscheinungen wie dem Fertigwerden mit dem ständigen Zeitdruck und der Bereitschaft viel Verantwortung zu übernehmen. Aber es ist auch wichtig über Bauchgefühl zu verfügen und darauf hören zu können.

Gibt es eine Sache, die Dein (Berufs-)leben sofort erleichtern würde?
Mehr Zeit! Der Zeitmangel ist die schlimmste Begleiterscheinung der Selbstständigkeit, dieses Gefühl, immer hinterher zu laufen

Wie schaffst Du es, Familie und Firma unter einen Hut zu bekommen?
Ein strukturierter Tagesablauf und – ganz wichtig – der richtige Partner! Mein Tagesablauf sieht in der Regel so aus, dass ich die Kinder in die Krabbelstube bringe und dann ins Büro fahre, wo ich ca. 4 Stunden Kundentermine und Anfragen erledige. Um 14 Uhr hole ich die Kinder ab. Dann bin ich Mutter. Am Abend erledige ich die Büroarbeit, manchmal stehen auch noch Kundentermine an. Wenn mein Partner nicht voll und ganz hinter dem Projekt Unternehmen stehen würde, wäre es fast nicht machbar. Als Angestellter hat mein Partner flexible Arbeitszeiten und springt ein, wenn ich die Kinder mal nicht holen kann oder eines krank ist. Auch am Wochenende kümmert er sich um die Kinder wenn es wiedermal eine 6- oder auch mal 7-Tage-Woche wird. Das funktioniert nur in einer gleichberechtigten Partnerschaft.

Bleibt noch Zeit für Hobbies?
Kaum – meine Freizeit ist der Familie gewidmet. Es geht mir aber auch nichts ab, denn mir macht sowieso nichts mehr Spaß als meine Familie und meine Arbeit – diese beiden Säulen bestimmen mein Leben. Auf jeden Fall besteht bei mir absolute workoholic-Gefahr! In unserem neuen Haus gibt es allerdings eine Ruheoase – eine Sauna!

Kannst Du Ziele nennen, die Du mit Deiner Firma erreichen möchtest?
Natürlich möchten wir weiterhin erfolgreich sein, aber ohne Druck. Es gibt keinen Plan in drei Jahren 25 Mitarbeiter – oder so – zu haben. Wichtiger ist mir eine beständige Entwicklung und unseren jetzigen Mitarbeitern Sicherheit bieten zu können.

Auf welche Erfolge Deines jungen Unternehmens bist Du besonders stolz?
Auf jeden Fall auf unseren guten Start – dank Toshiba und dank des Vertrauens unserer Kunden – die bis heute geblieben sind – in unsere Arbeit als Jungunternehmen. Und auf unsere Eigenentwicklung, einer Software für Immobilienmakler, die beim Pilotkunden bereits erfolgreich läuft und voraussichtlich Mitte 2014 in den Vertrieb gehen wird. Alle anderen Vorhaben sind noch Zukunftsmusik

www.rbitech.de

Kontakt:
R-Tech GmbH
Stephanie Burger
Bruderwöhrdstr. 15 b
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0941/604889-13
stephanie.burger@it-speicher.de
www.it-speicher.de