Grundvertrauen zum Leben: Die Zeitschrift DAS GEDICHT widmet sich der Freude

«Freude heißt die starke Feder / In der ewigen Natur / Freude, Freude treibt die Räder / In der großen Weltenuhr» – so beschreibt Friedrich Schiller in seiner Ode «An die Freude» die existenzielle Energie der Glückseligkeit. Für die 19. Folge der buchstarken Jahresschrift DAS GEDICHT haben die beiden Herausgeber Anton G. Leitner und Arne Rautenberg (Kiel) frei nach Schiller das Motto «Götterschöner Freudefunken» gewählt.

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Cover: „DAS GEDICHT 19 – Götterschöner Freudefunken“, hrsg. von Anton G. Leitner und Arne Rautenberg

Im Editorial der Ausgabe begründen die zwei Lyriker, warum sie gerade in Krisenzeiten eine Sammlung mit Gedichten vorlegen, die ein Grundvertrauen zum Leben ausdrücken: «Seit Monaten strömen täglich so viele beunruhigende Nachrichten aus der ganzen Welt auf uns ein, dass wir es für dringend erforderlich halten, aufbauende poetische Lebenszeichen auszusenden».

Leitner und Rautenberg versuchen nach eigenen Angaben, ein Credo von Mark Twain «poetisch einzulösen»: «Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.» Die Resonanz der Schriftstellerkollegen auf den «Freudenlockruf» sei ungewöhnlich groß gewesen, man habe «aus hunderten von Einsendungen» aussieben müssen. Die Wahl fiel auf 70 Dichter aus Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz, darunter viele namhafte Autoren, aber auch bislang unbekannte Talente. Lyriker wie Ulrike Draesner, Helmut Krausser, Dirk von Petersdorff, Matthias Politycki, Gerhard Rühm oder Robert Schindel begeben sich auf Schillers Spuren. Sie äugen «nach / Herz Kirschen Tagen» (Friederike Mayröcker) auf der Suche nach dem geglückten Augenblick. Um «in allen Farben zu frohlocken» (Ulla Hahn) braucht es nicht mehr als «täglich einen Löffel Sonne» (Marius Hulpe).

Das Kleine ganz groß – auf diese einfache Gleichung lassen sich viele Gedichte der Anthologie bringen. Ihnen gemeinsam ist eine liebevolle Betrachtung der Details. «Manchmal genügt ein Blick aus dem Fenster: Der Bambus schwankt im Wind und der Ahorn, der fast vertrocknet wäre, treibt neue Blätter. Einmal im Gedicht beschrieben, bleibt die Freude flüchtig anwesend für immer. Die Einfachheit gehört zu ihr wie ein schützender Mantel», antwortet der Schriftsteller Erich Jooß im Essayteil auf die Frage nach der Schnittmenge zwischen Freude, Lyrik und Leben. 25 weitere Dichter, darunter Sylvia Geist, Dieter M. Gräf und Ilma Rakusa steuern poetologische Statements bei.

Der berühmte Philosoph Hermann Schmitz hat für DAS GEDICHT einen Beitrag «über die Freude» geschrieben. Schmitz, der über zwei Jahrzehnte lang als ordentlicher Professor das Institut für Philosophie der Universität Kiel leitete, begründete mit seinem zehnbändigen «System der Philosophie» eine eigene philosophische Richtung, die Neue Phänomenologie. Sie stellt den klassischen Dualismus von Körper und Seele in Frage und sieht stattdessen den «Leib» als Einheit. «Freude hebt und weitet, indem sie den Menschen aus der Enge löst», bringt es Professor Schmitz auf den Punkt.

Begleitend zur Druckausgabe ist für den YouTube-Kanal der Zeitschrift DAS GEDCHT ein 6-minütiger Kurzfilm gedreht worden. 23 Dichterfreunde – darunter Friedrich Ani, Nicola Bardola, Ulrich Johannes Beil, Alex Dreppec, Ludwig Steinherr und Tiger Willi – rezitieren darin Schillers Ode «An die Freude» (www.dasgedichtclip.de).

Leseprobe:

Offenheit und guten Kaffee
bei dir kann ich beides bekommen
auch Samstagabende
mit frischem Brotgeruch und der Gewissheit
daheim zu sein
sogar dein Gezeter macht mir Vergnügen
du aufgeregte Elster
die den Kochlöffel wie eine Waffe schwingt
in einer Küche
die auf Paprikadüften schwebt

Werner Lutz (*1930, lebt in CH-Basel)

Die Herausgeber:

Anton G. Leitner, geboren 1961 in München, ist examinierter Jurist. Er lebt als Lyriker, Herausgeber und Verleger in Weßling. Seit 1993 ediert er die Zeitschrift «Das Gedicht ». Von ihm erschienen acht Lyrikbände, zuletzt in 2011 «Die Wahrheit über Uncle Spam» (Daedalus Verlag) und «Ei für zwei» (Verlag Sankt Michaelsbund). Bislang gab er über 30 Anthologien heraus, darunter «SMS-Lyrik» (dtv/Hanser), «Feuer, Wasser, Luft & Erde» (Reclam) und «Gedichte für Zeitgenossen. Lyrik aus 50 Jahren» (dtv). Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem «V. O. Stomps-Preis» der Stadt Mainz.

Als Kooperationspartner unterstützt Leitner mit seiner Zeitschrift DAS GEDICHT das Lyrik-Programm beim Literaturfest München 2011. Zusammen mit Kurator Matthias Politycki («forum autoren», Literaturfest München) wird er im Jahr 2012 die Jubiläumsausgabe 20 von DAS GEDICHT edieren (20. Jahrgang).

Arne Rautenberg, geboren 1967 in Kiel, studierte Kunstgeschichte, Neuere Deutsche Literatur und Volkskunde. Er lebt als Schriftsteller, Künstler und Kulturjournalist in seiner Geburtsstadt und ist seit 2006 Lehrbeauftragter an der Muthesius-Kunsthochschule. Von ihm erschienen zahlreiche Bücher, darunter mehrere Lyrikbände wie «yeah! Visuelle Poesie» (Redfoxpress, Irland) und «der wind lässt tausend hütchen fliegen. Gedichte für neugierige Kinder» (Boje Verlag). Er erhielt u. a. den «Christine-Lavant-Publikumspreis».

Das Buch:

Anton G. Leitner / Arne Rautenberg (Hrsg.):
Das Gedicht, Bd. 19: Götterschöner Freudefunken
135 Seiten, 12,- Euro [D]
ISBN 978-3-929433-71-5
November 2011
Anton G. Leitner Verlag, Weßling
www.AGLV.com

Anton G. Leitner gründete 1992 seinen gleichnamigen Verlag, um neben Lernhilfen vor allem die buchstarke Jahresschrift DAS GEDICHT zu publizieren. DAS GEDICHT versteht sich als plurales Poesie-Organ, das einem möglichst breiten Publikum zeitgenössische deutschsprachige Lyrik nahebringen möchte.

Kontakt:
Anton G. Leitner Verlag
Anton G. Leitner
Buchenweg 3b
82234 Weßling
Redaktion@DasGedicht.de

http://www.aglv.com