Unternehmensstiftungen im Spannungsverhältnis zwischen Unternehmens- und Gemeinwohlbezug

von Nicola Kulp – OPTIMUS Redaktion
Die fortschreitende Privatisierung und Globalisierung der Wirtschaft haben in den vergangenen Jahren zu einer Verschiebung der Macht und Einflussverhältnisse, weg von den politischen und hin zu den wirtschaftlichen Akteuren, geführt. Für die Wirtschaftsunternehmen sind damit die Möglichkeiten und auch die Verantwortlichkeiten gestiegen, sich für positive Entwicklungen und Veränderungen in der Gesellschaft zu engagieren. Die Verantwortlichkeit selbst ist in Art. 14 Absatz 2 des deutschen Grundgesetztes festgeschrieben, der besagt, dass Eigentum verpflichtet und sein Gebrauch auch dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll. Eine wertvolle Unterstützung, um dieser Verpflichtung nachzukommen und zugleich unternehmerische Vorteile zu erzielen, bietet das Instrument der „Unternehmensstiftung“, welches sich die Mehrzahl der DAX-Unternehmen und mehrere hundert andere deutsche Unternehmen bereits zunutze machen. Solche gemeinnützigen Unternehmensstiftungen sollen die dauerhafte und nachhaltige Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung des jeweiligen Unternehmens dokumentieren und ihrer Bestimmung nach dem Gemeinwohl zugute kommen; gleichzeitig richtet das Unternehmen selbst spezifische Erwartungen hinsichtlich der Förderung seiner geschäftlichen Interessen an die Stiftung. Damit steht die Unternehmensstiftung in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Markt und Nonprofit-Sektor. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat vor diesem Hintergrund im März 2010 ein Empfehlungspapier beschlossen, dass sowohl für die Unternehmensstiftungen, als auch für die dahinter stehenden Unternehmen Unterstützung bieten soll, um Interessenkonflikte zu vermeiden bzw. auszuräumen, die aus dem Spannungsverhältnis von Unternehmens- und Gemeinwohlbezug erwachsen können.
Ass. jur. M.A. Jörg Ultsch schlüsselt in seiner Publikation die Grundlagen einer gemeinnützigen Unternehmensstiftung auf, dokumentiert ihr spezifisches Spannungsfeld sowie mögliche Lösungswege für entstehende Interessenkonflikte und bespricht schließlich unter Einbezug der Stellungnahmen 21 deutscher Stiftungsvertreter Zweckmäßigkeit und Praxisnähe der „Zehn Empfehlungen für gemeinnützige Unternehmensstiftungen“ des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Der Autor selbst berät und betreut seit 1997 Stifter, Stiftungen und andere Non-Profit-Unternehmen bei der Deutschen Bank AG, ist Mitglied in den Gremien mehrerer Non-Profit-Unternehmen und wurde 2009 zum Geschäftsführer der Deutsche StiftungsTrust GmbH berufen.