Thomas Filor: Enteignungen in Berlin

In Berlin fehlen derzeit viele Wohnungen – dies wirkt sich auf die Mietpreise aus. Warum nun von Enteignungen die Rede ist

Thomas Filor: Enteignungen in BerlinMagdeburg, 25.01.2019. „Der Berliner Wohnungsmarkt ist so beliebt wie selten zuvor. Mietpreise explodieren, während derzeit bis zu 300 000 Wohnungen in der Hauptstadt fehlen“, beschreibt Immobilienexperte Thomas Filor die derzeitige Situation auf Berlins Immobilienmarkt. In Berlin ist es mittlerweile ein typisches Stadtbild: Menschentrauben stehen am Tag der Besichtigung vor einem Mietobjekt, welches noch halbwegs preiswert erscheint. „Die Mietpreissteigerungen in Berlin sind ein Phänomen und kaum vergleichbar mit denen einer anderen deutschen Stadt“, so Filor weiter. Manche Bezirke wie Mitte oder Prenzlauer Berg sind mittlerweile selbst für Besserverdiener schwer finanzierbar. 

„Nun wird in Berlin das Konzept der Enteignungen diskutiert. Viele schreckt dieser Begriff enorm ab, da er sie an die Zeit der Nazis oder die DDR erinnert. Tatsächlich geht es hierbei aber um eine Initiative, für die ein Volksbegehren im Frühjahr gestartet werden soll. Enteignet werden sollen im Prinzip große Unternehmen, die einen hohen Bestand in Berlin haben“, so Immobilienexperte Thomas Filor. „Dazu gehört vor allem die börsennotierte Deutsche Wohnen,welche allein in der Hauptstadt 115 000 Wohnungen besitzt. Immer wieder gibt es hier Negativschlagzeilen um Mieterhöhungen und fraglichen Umgang mit den Mietern. Der Initiator des Volksentscheids, Rouzbeh Taheri, sagte unterdessen, man wolle „ein Stoppsignal für das spekulative Kapital setzen“. Der Staat habe die Pflicht, für angemessenen Wohnraum zu sorgen und Wohnen sei ein Menschenrecht. 

„Enteignungen sind eine recht radikale Maßnahme und es dürfte spannend bleiben, wie sich die Situation auf dem Berliner Wohnungsmarkt entwickelt. Es ist aber relativ wahrscheinlich, dass das Volksbegehren eine Mehrheit bekommt, zumal die Linke als Regierungspartner hier vom rot-rot-grünen Senat unterstützt wird“, erklärt Filor weiter. „Auf der anderen Seite stehen dann natürlich die Vertreter der Wirtschaft, wo man Angst hat, Investoren durch Enteignungen abzuschrecken“, so Immobilienexperte Thomas Filor aus Magdeburg abschließend. Der Immobilienverband Deutschland kommentiert dazu: „Enteignungen passen nicht in unser System der freien und sozialen Marktwirtschaft.“