Stammzellspender Hauke Kampen rettet alleinerziehender Mutter das Leben

Seit 30 Jahren klärt die Stefan-Morsch-Stiftung über die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke auf und bietet jungen Menschen an, sich als mögliche Knochenmark- und Stammzellspender in der Datei (Online-Typisierung) zu registrieren. Wenn Chemo und Bestrahlung nicht helfen, sind Leukämiepatienten auf die Transplantation fremder Stammzellen angewiesen, die über die weltweit vernetzten Datenbanken der Stammzellspenderdateien vermittelt werden. 2013 rettete solch eine Transplantation Hanna Schiller aus Nürnberg das Leben. Ihren Hoffnungsspender, Hauke Kampen aus dem ostfriesischen Nortmoor hat sie jetzt kennengelernt.   

Bei Hanna Schiller zuhause redet man nicht oft „darüber“. Der Schock über die Leukämie der damals 44-Jährigen war groß, vor allem für die 15-jährige Tochter und die fast 70-jährige Mutter. „Wir sind einfach froh, dass es vorbei ist“, begründet Hanna Schiller. Wenn das Thema doch zur Sprache kommt, dann erinnern sie sich an Dinge, die sie zum Lachen bringen: Wie Hanna Schillers Kurztrip nach Paris mit ihrer Tochter, als sie mal nicht im Krankenhaus bleiben musste: „Wir waren den ganzen Tag unterwegs – von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Ich war ganz außer Atem und konnte kaum mit meiner Tochter mithalten. Aber wir waren glücklich und haben viel gelacht.“

Anfang April 2013 bekam die Nürnbergerin die Diagnose „Multiples Myelom“ – eine bösartige Blutkrankheit. Seit einigen Wochen fühlte sie, irgendwas war anders. Es waren Kleinigkeiten: Die Diät, die „unwahrscheinlich schnell“ angeschlagen hat. Dann eine schwere Grippe und die schwarzen Hämatome, die sich bei der kleinsten Berührung bildeten. Sie saß im Behandlungszimmer und wartete darauf, was der Arzt zu ihren Blutwerten zu sagen hatte. Seine Worte hat sie sich fest eingeprägt: „Junge Frau, Sie sind schwer krank. Sie werden eine Zeit lang nicht arbeiten.“ Dann hat er sie umarmt und fest gedrückt.

Diagnose wirft das Leben über den Haufen

Hanna Schiller musste ihr Leben umstellen. Schnell zieht sie mit ihrer Tochter in eine größere Wohnung, in der auch die heute 73-jährige Mutter ein Zimmer hat. „Ich wollte sicherstellen, dass meine Tochter nicht alleine ist, wenn ich im Krankenhaus bin.“ Auch finanziell war das für die Kundenberaterin eine Erleichterung. Ihren Job beim Bargeldversand Moneygram hat sie nicht mehr übernehmen können. Kindesunterhalt, Kindergeld und Krankengeld mussten reichen, um den Lebensunterhalt für sie und ihre Tochter zu bewältigen. „Das Geld war knapp. Kinder in dem Alter brauchen immer mal was. Es war schwierig. Aber ich habe nichts gebraucht und die Miete teile ich mir immer noch mit meiner Mutter.“

Stammzellspender gesucht

Es war klar, dass die heute 47-Jährige gesunde Stammzellen transplantiert bekommen muss, um Hoffnung auf Heilung haben zu dürfen. Das ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt, der die gleichen genetischen Merkmale hat, wie der Patient. Um für Leukämiepatienten wie Hanna Schiller Stammzellspender zu finden, sind täglich Teams der Stefan-Morsch-Stiftung, der ältesten Stammzellspenderdatei aus dem rheinland-pfälzischen Birkenfeld, in ganz Deutschland unterwegs. Täglich werden Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt.

Spender ist wie ein Rettungsring

Als die Ärztin im Klinikum Nürnberg Nord mit der Nachricht kam, dass ein passender Spender gefunden wurde, war Hanna Schiller überglücklich. Was in ihr vorging beschreibt sie als das Gefühl, „wie wenn man am Ertrinken ist und jemand wirft einen Rettungsring zu.“ Zu der Zeit weiß sie nur, es ist ein Mann aus Deutschland. Immer wieder versucht sie sich den Mann genau vorzustellen, wer er ist, wie er aussieht und wieso er ihr hilft.

Am 26. November war der Transplantationstermin. Der Moment, in den Hanna Schiller ihre Hoffnungen gelegt hatte, empfand sie als unspektakulär. Der Arzt kam mit dem Beutel voller Stammzellen ins Zimmer und schloss ihn an ihren Venenkatheter an. Aber für sie bleibt das unvergesslich: „Ich lag im Bett und sah den Beutel an, der meine ganze Hoffnung war und habe mir gewünscht, dass alles klappt, dass sie anwachsen und sich bei mir ganz wie zuhause fühlen.“

Ein neues Leben

Wenn Hanna Schiller an Hauke Kampen denkt, sucht sie nach Worten, die ihre Dankbarkeit beschreiben können. „Er war 22 Jahre alt und hat für mich gespendet – ohne nachzudenken.“ Zu leben bedeutet ihr heute etwas anderes als vor der Krankheit. „Ich bin positiv eingestellt, lebe bewusster und gönne mir mehr. Reisen ist mir ganz  wichtig, das mache ich gerne zwei Mal im Jahr.“ Sie spürt täglich, dass sie eine  schwere Krankheit durchgemacht hat. Sie hat ihren Job wieder aufgenommen, aber die Stundenzahl reduziert. Jeden Tag hat sie Muskelschmerzen. Aber Medikamente möchte sie nicht mehr nehmen. „Ich habe 30 Tabletten am Tag geschluckt.“ Schiller ist stolz, dass sie seit Juni 2014 nichts mehr einnehmen muss.

Treffen mit dem Lebensretter

2016 war Hauke Kampen übers Wochenende in Nürnberg zu Besuch. „Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Sympathie war sofort da“, erzählt sie glücklich. Möglichst schnell will Schiller ihren Lebensretter auch bei sich Zuhause treffen: „Er hat vor, uns dann die Nordsee zeigen“, freut sie sich. Doch jetzt möchte sie allen Menschen „Danke“, die helfen und sich typisieren lassen. „Und der Stefan-Morsch-Stiftung. Danke, dass es euch gibt!“

Wer sich wie Hauke Kampen bei der Stefan-Morsch-Stiftung als potenzieller Knochenmark- oder Stammzellspender registrieren lassen möchte, um irgendwann einem Leukämiepatienten mit der Spende zu helfen, kann das online auf der Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) tun.

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Bei der Stefan-Morsch-Stiftung kann man sich auch Online als Stammzellspender registrieren lassen. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Ist eine Online-Registrierung möglich?

Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) kann man sich jederzeit als Stammzellspender erfassen lassen. Über den Online-Registrierungsbutton auf der Startseite kommt man zur Einverständniserklärung. Dort müssen eine Reihe von Gesundheitsfragen beantwortet werden, deshalb sollte die PDF „Wie werde ich Spender?“ vorab genau gelesen werden. Nach dem Ausfüllen der Einverständniserklärung bekommt man ein Registrierungsset mit genauer Anleitung zugeschickt. Für Spender, die jünger als 40 Jahre sind, entstehen dabei keine Kosten.

Hintergrund: Die Stefan-Morsch-Stiftung

Seit fast 30 Jahren plädiert die Stefan-Morsch-Stiftung für eine verbesserte Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Der 16-jährige Stefan Morsch aus Birkenfeld erkrankte Anfang der achtziger Jahre an Leukämie. Als erstem Europäer wurde ihm 1984 fremdes Knochenmark übertragen. Der Junge überlebte jedoch die Nachsorge nicht. Das ist der Grund, warum die Stiftung nicht nur für die Registrierung als Stammzellspender wirbt, sondern auch Patienten ihre Hilfe anbietet. Aus eigener Erfahrung weiß Gründer Emil Morsch welche Komplikationen bei der Therapie auftreten können, aber auch welche finanziellen und psychischen Folgen die Patienten und deren Angehörige belasten. „Deshalb sind wir als Stiftung auch für die Patienten da – in jeder Frage.“