Gelungener Auftakt der ersten EGS-Konferenz

Die erstmals veranstaltete International Conference on Enhanced Geothermal Systems (ICEGS) in Freiburg hat gezeigt, dass zahlreiche neue EGS-Projekte bereits in der Umsetzung sind und die Weiterentwicklung der Technologie vorangetrieben wird.
(Freiburg, 31.5.2012)Am Freitag vergangene Woche ist die erste internationale Konferenz in Europa speziell zur Anwendung der EGS-Technologie in der tiefen Geothermie erfolgreich zu Ende gegangen. Teilnehmer und Referenten aus Deutschland, Israel, der Schweiz, Frankeich, den USA, Slowakei, Norwegen, den Niederlanden und Japan diskutierten im Rahmen der International Conference on Enhanced Geothermal Systems (ICEGS) im Freiburger Novotel am Konzerthaus die Erfahrungen und Perspektiven mit bestehenden und geplanten EGS-Projekten sowie den aktuellen Forschungsbedarf. Mit Hilfe der EGS-Technologie lassen sich in vier bis fünf Kilometern Tiefe große Wärmetauscher installieren und zur Strom- und Wärmegewinnung nutzen.
Die Konferenz verdeutlichte einmal mehr, dass auf internationaler Ebene bereits eine ganze Reihe von Erfahrungen mit EGS-Projekten vorliegen. Zum einen in Frankreich mit den Projekten in Le-Mayet-de-Montagne und Soultz-sous-Forêts. Zum anderen aber vor allem auch in den USA mit dem bereits in den 1970er Jahren gestarteten Projekt Fenton Hill und in Australien mit dem Vorhaben Innamincka Deeps im Cooper Basin, das per Video-Zuschaltung von Heinz Holl von Geodynamcis präsentiert wurde. Auch in der Schweiz und im Elsass sind neue EGS-Projekte in Vorbereitung – trotz der Erfahrungen mit den Erschütterungen in Basel im Jahr 2006, die das vorläufige Aus des dortigen Projekts bedeuteten.
Nach den Projektvorstellungen gaben fünf Experten aus den USA, Frankreich und Deutschland einen Überblick über den Stand der Technik und die Notwendigkeit für weitere Forschung. Neben den geomechanischen Prozessen, wurde hier von Emmanuel Gaucher vom Karlsruher Institut für Technologie und Stefan Baisch von q-con insbesondere auch auf die Erfahrungen mit induzierter Seismizität im australischen Cooper Basin, in Basel, Soultz-sous-Forêts und Landau eingegangen. Die Empfehlungen der beiden Fachleute für zukünftige EGS-Projekte war, dass die Größe der stimulierten Brüche verringert und stattdessen mehrfach kleinere Bereiche stimuliert werden sollten. Zudem sollte im Rahmen des jeweiligen Projektes umfassend mit der Bevölkerung kommuniziert werden. Simona Regenspurg vom GFZ Deutsches GeoForschungsZentrum Potsdam beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit den Auswirkungen von geothermischer Stimulation auf die Umwelt. Sie ging dabei vor allem auf die mögliche Beeinflussung des Grundwasserspiegels sowie nötige Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor kritischen Gasen, Flüssigkeiten oder Feststoffen ein, die gegebenenfalls durch die Stimulationsmaßnahmen aus dem Tiefengestein gelöst werden.
In der Key Note zur Abschluss-Diskussion verdeutlichte Thomas Kölbel von der EnBW Energie Baden-Württemberg wie aus Sicht eines Energieversorgers zukünftig EGS-Projekte verwirklicht werden können. Auch reine Wärme-Projekte seien dabei nicht auszuschließen. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass noch weitere Forschung notwendig ist, dafür aber auch Daten in realen Projekten generiert werden müssen. Einige interessante neue Informationen und Daten werden noch in diesem Jahr von den amerikanischen EGS-Projekten sowie von Innamincka Deeps in Australien erwartet. Professor Ladislaus Rybach von der ETH Zürich empfahl, auch China im Blick zu behalten, da dort einige Vorhaben geplant seien.
Begleitend zur Konferenz gab es eine internationale Poster-Ausstellung aktueller EGS-Projekte. Vorgestellt wurde das Projekt der Stadtwerke Munster in der Lüneburger Heide, das ECOGI-Projekt (Exploitation of Geothermal Heat for Industry) im elsässischen Rittershoffen, das CT-Must-Projekt des Internationalen Geothermiezentrums Bochum, das Projekt „Paralana“ von Petratherm in Süd-Australien sowie die Projekte „Parenco Papermil“ und „Hoogeveen“ des niederländisches Beratungs- und Engineering Unternehmen IF Technology.
Die Vorträge der ICEGS 2012 werden in der kommenden Woche zum Download unter www.icegs.eu zur Verfügung stehen. Teilnehmer erhalten die Zugangsdaten per Mail zugesandt. Wer nicht teilnehmen konnte, kann die Vorträge per Mail an agentur@enerchange.de käuflich erwerben. Der Download-Zugang kostet 100 Euro zzgl. MwSt., die Vortrags-CD mit allen Vorträgen ist für 150 Euro zzgl. MwSt. erhältlich. Die nächste ICEGS ist für 2013 geplant. Der Termin und Veranstaltungsort werden baldmöglichst bekanntgegeben.
>>Pressekontakt:
Für Rückfragen, Hintergrundinformationen oder Bild-Material von der Konferenz wenden Sie sich bitte an Enerchange, Marcus Brian, Tel.: 0761-38 42 10 01, Fax: 0761 – 38 42 10 05,
marcus.brian@enerchange.de, 79100 Freiburg, www.enerchange.de

>> Hintergrundinformationen
Die EGS-Technologie hat ein enormes Potential kann in Niedrig-Enthalpie-Regionen langfristig einen erheblichen Beitrag zu einer klimaschonenden Energieversorgung leisten. In Deutschland beispielsweise lassen sich etwa 95 % des geothermischen Potenzials nur mit Hilfe dieser Technologie nutzen, da in den wenigsten Regionen ausreichend große Mengen heißen Thermalwassers zu erwarten sind. Angewandt wurde sie bislang nur an wenigen Standorten, zumeist im Rahmen von Forschungsprojekten – unter anderem im französischen Soultz-sous-Forêts und in Groß-Schönebeck in Brandenburg.
Veranstalter der Konferenz ist Enerchange. Das Bundesumweltministerium fördert die Konferenz mit Mitteln aus dem 6. Energieforschungsprogramm Erneuerbare Energien. Das Programm wurde in enger Abstimmung mit dem Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ entwickelt.
Enerchange ist eine Agentur für Veranstaltungen und Informationsdienstleistungen im Bereich Erneuerbare Energien. Das Leistungsspektrum der Agentur umfasst die die Konzeption und Organisation von Veranstaltungen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Erneuerbare-Energie-Unternehmen und -Projekte sowie das Publizieren von Fachinformationen.
Das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ erforscht als nationales Forschungszentrum für Geowissenschaften weltweit das „System Erde“ mit den geologischen, physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen, die im Erdinneren und an der Oberfläche ablaufen.