Fußball geht aufs Gehirn: Kopfbälle können das Denkvermögen beeinträchtigen

Kopfball gegen Gehirn: Bei diesem Match können Reaktionsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit des Fußballspielers verlieren. Das zeigt eine aktuelle kroatische Studie, die heute auf dem Europäischen Neurologiekongress in Berlin präsentiert wurde.

Berlin, 23. Juni 2015 – Kopfbälle tun dem Hirn nicht gut. Aber auch wenn Fußballerschädel zu oft Zusammenstößen oder Schlägen ausgesetzt sind, rächen sich diese leichten, aber wiederkehrenden Gehirnerschütterungen auf die Dauer mit einem Aufmerksamkeitsdefizit. Das legt eine kroatische Studie nahe, die heute auf dem 1. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Berlin präsentiert wurde. Mehr als 6.500 Experten aller Welt diskutieren vom 20. bis 23. Juni in der deutschen Hauptstadt neueste Entwicklungen ihres Fachgebiets.

Fußballer schneiden bei kognitiven Tests schlechter ab

Dr. Boris Radic von der Medizinischen Fakultät der Universität Zagreb hat gemeinsam mit seinem Team 70 Personen ohne Fußballerfahrung untersucht und mit einer gleich großen Kontrollgruppe von Amateurfußballern verglichen, die in einer „Alt-Herren-Liga“ spielen. Dabei zeigten sich: „Die Nicht-Fußballer schnitten bei jenen kognitiven Tests signifikant besser ab, die eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit und eine längere Aufmerksamkeit verlangten. Auch bei allen anderen kognitiven Tests hinkten die Fußballer hinterher, mit einer Ausnahme: Besser schnitten sie ab, wenn es darum ging, rasch Entscheidungen zu treffen“, so Dr. Radic. Darüber hinaus konnte die Forschergruppe bei den Fußballspielern mithilfe von Elektroenzephalographie (EEG) Veränderungen im Stirn-Schläfenbereich des Gehirns (frontotemporale Region) feststellen. „Diese Abweichungen könnten mit dem bestehenden kognitiven Defizit zusammenhängen, sie sind aber nicht als eigenständige Störung zu werten“, so Dr. Radic.

„Frühere Studien haben sich bereits mit der Frage möglicher kognitiver Folgen von Kopfverletzungen – oder auch bloßem Kopfkontakt mit dem Ball – beim Fußball beschäftigt. Die Komplexität des Problems wurde etwa von Kirkendall et al 2001 gut dargestellt. Die kroatische Studie bestätigt die Bedenken“, kommentierte Prof. David B. Vodušek (Laibach, Slowenien), Vorsitzender des EAN Liaison Committee, die in Berlin präsentierten Daten. „Es bleiben viele Unsicherheiten bestehen, schon angesichts der großen Zahl von Amateur-Fußballern, die von Kindheit an spielen. Dennoch sollten einige einfache präventive Maßnahmen ernsthaft in Betracht gezogen werden, etwa Aufklärung über die möglichen Gefahren von Kopfstößen oder Schutzausrüstung. Die Neurologie sollte mit zusätzlichen und noch detaillierteren Studien dabei helfen, weitere Zusammenhänge aufzuklären und den extrem populären Fußballsport in Zukunft zu einem sichereren Sport zu machen.“

Quelle: EAN-Abstract Radic et al, Characteristics of focused and sustained attention and EEG of soccer players with recurring mild head injuries

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