IVF-Experte Michael J. Tucker (USA): Das Einfrieren von Eizellen könnte bei künstlicher Befruchtung zum Standard werden.

Berlin (09.01.2015) Social Freezing wird in Deutschland immer populärer. Auch wenn sehr kontroverse Meinungen zu dem Thema kursieren: für viele Frauen ist es die einzige Möglichkeit, sich überhaupt den Wunsch vom eigenen Kind zu erfüllen. Im Interview mit iZelle.de klärt Dr. Michael J. Tucker, einer der führenden IVF Spezialisten der USA, warum er Frauen die Möglichkeit der späten Schwangerschaft dank Egg Freezing nicht verwehren möchte.

Den hauptsächlichen Fortschritt der letzten Jahre verdankt die Kryokonservierung von Eizellen der innovativen Methode des ultraschnellen Abkühlens, erklärt der erfahrene Reproduktionsmediziner Michael J. Tucker. Denn bei der sogenannten Vitrifizierung wird das Bilden von Eiskristallen verhindert, welche die empfindlichen Zellen schädigen können. „Wir erhalten Eizellen, die sich in vitro genau so verhalten, wie sie sich bei der Frau in dem Alter verhalten hätten, als sie gefroren wurden“ lautet die erfreuliche Nachricht.

Inwiefern die Fruchtbarkeitskonservierung individuell erfolgreich ist, hängt in erster Linie vom Alter der Frau ab, welches sie zum Zeitpunkt der Eizellenentnahme hat. „Aus medizinischen Gründen könnte man vorschlagen, dass die Eizellen zur Fruchtbarkeitserhaltung für Mädchen ab 14 Jahren kryokonserviert werden.“ Der Direktor der IVF-Laboratorien des größten Fertilitätszentrums der USA hält es jedoch eher für realistisch und sinnvoll, dass junge Frauen ab 20 die elektive Fruchtbarkeitskonservierung für sich in Anspruch nehmen.

„Frauen ab einem Alter von 40 Jahren […] sollten nicht ermutigt werden, ihre Eizellen zu konservieren.“ Als Richtwert nennt IVF-Spezialist des Shady Grove Fertility Center das Alter von 38 Jahren, bis zu welchem Frauen ihre Eizellen sinnvoller Weise einfrieren sollten. Das aktuelle Durchschnittsalter der Frauen, die Social Freezing in Anspruch nehmen liegt laut Tucker momentan bei 36 Jahren. „Aufgrund der Unterstützung der elektiven Fruchtbarkeitserhaltung durch Institutionen wie Facebook und Apple für ihre weiblichen Angestellten, wird das Durchschnittsalter meiner Ansicht nach noch niedriger sinken.“

Für das Verwenden der Eizellen, um ein Kind auszutragen gibt Tucker ein Höchstalter von 50 Jahren an, danach sei die Gefährdung für Mutter und Kind zu groß. Da in den USA allerdings Leihmutterschaft erlaubt ist, kann das Kind theoretisch auch von einer anderen Frau ausgetragen, wenn die leibliche Mutter älter als 50 ist. Dr. Tucker selbst bekam sein letztes Kind mit 53 Jahren. „Ich könnte mir kaum vorstellen, anderen diese Möglichkeit zu verwehren, wenn sie bei guter Gesundheit sind und eine hohe Lebenserwartung haben.“

Der Fortschritt in der Kryokonservierung hat dazu geführt, dass man heute selbst bei „normalen“ künstlichen Befruchtungen die Embryonen zunächst einfriert, damit sich die Frau von der Eierstockstimulation erholen kann. Dadurch erhöhen sich die Erfolgsraten und verbessert sich die Gesundheit des Nachwuchses, erklärt Michael J. Tucker.

Das vollständige Interview unter http://izelle.de/experte/krykonservierung-eizellen-altersgrenze/