Besteht ein Zusammenhang zwischen Arbeitsplatzgestaltung und Stress?

Studierende der Technischen Universität München liefern erste Antworten

München, 09.01.2014; Studierende der Technischen Universität München (TUM) untersuchten in einer Projektarbeit am Lehrstuhl für Strategie und Organisation (Prof. Dr. Isabell M. Welpe) die Auswirkung von Arbeitsbedingungen auf die Stressbelastung und die berufliche Balance von Mitarbeitern. Die Ergebnisse zeigen, dass Mitarbeiter einen niedrigeren Stresslevel aufweisen, je häufiger sie Pausen für sportliche Aktivität nutzen. Ebenfalls liefert die Studie Hinweise darauf, dass die Anzahl der Mitarbeiter pro Büro und die ständige Verfügbarkeit via E-Mail oder Telefon mit der psychischen Belastung zusammenhängen. An der Studie nahmen 384 Mitarbeiter aus verschiedenen Unternehmen teil. Sie beantworteten den Onlinetest „Stressmonitor“, der von dem Marktforschungsinstitut medicaltex zur Verfügung gestellt wurde. Die Projektarbeit ist Bestandteil einer Forschungsreihe zur optimalen Gestaltung des „Arbeitsplatz der Zukunft“.

Die Studierenden formulierten drei Thesen mit Fokus auf den Stresslevel der Teilnehmenden.

  • Je mehr Menschen sich ein Büro teilen, umso größer ist deren Stresslevel;
  • Menschen, die in ihrer Arbeitspause Sport treiben, haben einen geringeren Stresslevel als jene, die keiner körperlich-sportlichen Aktivität in ihrer Pause nachgehen;
  • Personen, die beruflich ständig verfügbar sind, haben einen höheren Stresslevel als diejenigen, die nicht auf Abruf bereit stehen.

Der Stresslevel wurde in fünf Abstufungen gemessen, „Stufe 1“ bedeutet kein Stress, „Stufe 2“ sehr geringer Stress bis „Stufe 5“ sehr starker Stress. Zusätzlich zum Stresslevel wurde die berufliche Balance als weiterer Indikator für die psychische Belastung ermittelt. Sie spiegelt das Verhältnis von Engagement und erfahrener Anerkennung wider. Besteht eine Imbalance (=psychische Belastung) über eine längere Zeit, nehmen – bestehender Forschung zufolge – Suchtneigungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Depressionen zu.

Folgende Ergebnisse konnten ermittelt werden:

Personen, die in ihrer Pause Sport treiben, sind weniger gestresst.
Sechs Prozent der Teilnehmenden gaben an, in Arbeitspausen meistens oder teilweise Sport zu treiben. Der Stresslevel dieser Personen war mit einem durchschnittlichen Wert von 1.3 sehr gering. Keiner von ihnen hatte einen Stresslevel der „Stufe 4 oder 5“. 15 Prozent der Teilnehmende nutzten Pausen selten für Sport, 79 Prozent waren nie sportlich aktiv. Von diesen Teilnehmenden wies jeder Achte einen hohen Stresslevel der „Stufe 5“ auf, der durchschnittliche Wert lag bei 1.8 (selten Sport) und bei 1.9 (nie Sport).

In Büroräumen mittlerer Größe fühlen sich Menschen am wohlsten.
Beim Vergleich hinsichtlich der Bürogröße wurde der höchste Stresslevel bei Teilnehmenden aus Großgruppenbüros mit mehr als vier Kollegen ermittelt. Ihr durchschnittlicher Stresslevel lag bei 2, neun Prozent hatten einen Stresslevel der „Stufe 5“. Teilnehmende aus Einzel- und Kleingruppenbüros wiesen mit 1.8 (Einzelbüro) und 1.7 (Kleingruppenbüro) einen geringeren durchschnittlichen Stresslevel auf. In beiden Gruppen hatten drei Prozent der Teilnehmenden einen Stresslevel der „Stufe 5“. Mitarbeiter aus Kleingruppenbüros wiesen neben dem niedrigsten Stresslevel am häufigsten eine günstige berufliche Balance auf. Jeder dritte Teilnehmende zeigte eine sehr günstige Balance. Im Einzelbüro war das jeder Achte, im Großraumbüro jeder Sechste.

Allzeit bereit sein ist ungesund.
16 Prozent der Teilnehmenden gaben an, permanent verfügbar zu sein. Sie hatten einen durchschnittlichen Stresslevel von 2.1. Ein Drittel von ihnen wies eine sehr ungünstige berufliche Balance auf. Anders war die Situation der Teilnehmenden, die selten oder nur manchmal verfügbar waren. Ihr durchschnittlicher Stresslevel war mit 1.7 geringer und nur jeder Fünfte hatte eine sehr ungünstige berufliche Balance.

Hintergründe zur Datenerhebung und Auswertung
Als Instrument zur Datenerhebung wurde der Online-Test „Stressmonitor“ der medicaltex GmbH verwendet. Der Stressmonitor misst psychische Belastungszustände und ob Menschen in Bezug auf ihre Arbeit im Gleichgewicht sind. Grundlage des Tests sind valide Verfahren: die Depression Anxiety Stress Scales und das Modell beruflicher Gratifikationskrisen (ERI) nach Siegrist.

Für das Projekt wurde der Stressmonitor um fünf arbeitsplatzspezifische Fragen erweitert. In die Analyse flossen 249 von 384 Interviews ein, weil nur vollständig ausgefüllte Fragebögen eine korrekte Berechnung von Stresslevel und beruflicher Balance zuließen. Die Arbeit liefert Hinweise auf Zusammenhänge zwischen der Arbeitsplatzgestaltung und der mit dem Stressmonitor erfassten psychischen Belastung. Um diese Effekte wissenschaftlich zu untermauern, wird medicaltex in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TUM weitere Forschungsarbeiten durchführen.

medicaltex GmbH
medicaltex aus München entwickelt und vermarktet seit 1998 intelligente Lösungen für die Marktforschung und medizinische Qualitätssicherung. Mit fünf festen Mitarbeitern und zahlreichen externen Partnern realisiert das Unternehmen spezielle und aussagekräftige Befragungen zur Erfassung, Auswertung und Darstellung der Kunden-, Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit. Außerdem unterstützt medicaltex Geschäftsführer aller Branchen bei der Gestaltung eines gesunden, mitarbeiterfördernden Arbeitsumfeldes. Das Unternehmen ist bereits im fünften Jahr durch den TÜV Süd für hervorragende Servicequalität zertifiziert. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.medicaltex.de

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