Impressionen vom Besuch einer Werkstatt für handgemachte Terracotta Pflanzkübel

Die Werstatt:  Nur für den, der jemals traditionelle griechische, türkische Töpfereien besucht hat, ein bekanntes Bild.

erk-kanis Impressionen vom Besuch einer Werkstatt für handgemachte Terracotta Pflanzkübel
Der breite, stabil schwere Metalltisch mit der Töpferscheibe, der Mann, der davon seitlich – und nicht davor – sitzt, mit der gemauerten Werkstattwand im Rücken, unerlässlich zum Zentrieren, die Tonbatzen, die kiloweise in stetigem Rhythmus mit Kraft und Wucht auf die Scheibe treffen, um nur mit den Händen, geübten Augen und einem Stück Formholz in Gefässe verwandelt zu werden.

Der Dreher: Ist ein Grieche am Werk? Nicht ganz.

Erk Kanis, Archäologe von Beruf und Keramikquereinsteiger aus Leidenschaft, lebt und arbeitet in der Pfalz und trägt doch Griechenland in seinem Herzen: Konsequent und ernsthaft verwandelt er seine Liebe zu alten Gefässen in die Fähigkeit, sie neu zu erschaffen. Mit seinen Händen. An der Töpferscheibe. Es ist faszinierend, ihm zuzuschauen. Olivbraun, geschmeidig und doch fest gleitet der Ton als massiver Strang aus einer urig wirkenden Tonmischmaschine heraus.

Man sieht Tonstücke , portioniert und geknetet wie Brotlaibe. Und ich sehe zu, wie sie auf der Töpferscheibe unter immer gleichen kraftvollen Handgriffen zu Gebilden wachsen, die anfangs wie ein Hut aussehen und im nächsten Augenblick schon als Gefäss begreifbar sind. Überraschend schnell und sicher führt er mit seinen tonigen Händen die Form in die Höhe und in die Breite, ein Werkstück beinahe wie das andere – und doch unverwechselbar.

Dabei versteht er sich ausdrücklich nicht als Künstler, sondern als Handwerker, als Topfdreher. Pflanzengerechte, vernünftige Blumentöpfe möchte er machen, so wie er es in der kleinen traditionell arbeitenden Athener Töpferei gelernt hat – nicht mehr, nicht weniger.

Die Töpfe: Natürlich in vielseitigerer Auswahl : Von kleinsten Kübeln – gerade mal richtig für ein Hauswurz – bis zu hohen, in drei Etappen gearbeiteten, die in dieser Technik hier kaum mehr hergestellt werden. Es gibt das Set, jeweils drei oder fünf Gefäße gleicher Form in verschiedenen Größen; es gibt den speziellen hohen Rosen-Topf für die Langwurzler, er hat die für ihn so typisch und zum unverkennbaren Markenzeichen gewordenen Rillentöpfe entwickelt.

So entstehen in seiner Werkstatt ausschliesslich – und damit für Deutschland meines Wissens einzigartig – Blumentöpfe, die in Art und Qualität – unglasiert, frosthart, dünnwandig, vielfältig – zu Vergleichen mit den begehrten Werkstücken des bekannten englischen Töpfers Jim Keeling, Begründer der Whichford Pottery, anregen.

Bemerkenswert, was dieser, der übrigens auch als Archäologe zur Keramikherstellung fand, über seine Arbeit sagt : “Mein Denken ist in meinen Händen“. „Keramik“, sagt Erk, „ ist das Leitmaterial der Archäologie. Zu Anfang weich, empfindlich, form- , ja auflösbar, überdauert der gebrannte Scherben Tausende von Jahren. Man muss Keramik lieben.“

Der Ofen: Mindestens eine Woche lang werden jetzt die olivbraunen Pflanzgefässe trocknen, die Erk an diesem Morgen gedreht hat. Dann wird er sie brennen, und zwar bei über 1000° C in einem modernen, gasbetriebenen Ofen, der für hiesige, reine Manufakturtöpfereien ein ungewöhnliches Fassungsvermögen von 3.5 Kubikmeter hat. Äußerste Sorgfalt waltet beim Einräumen, so druckbelast- und damit stapelbar die luftgetrockneten Gefässe in diesem Stadium sind, so extrem  stossempfindlich und bruchgefährdet sind auch.  Die Gefässe berühren sich  im Ofen nicht, dafür gibt es Trennstücke. Wie die heisse Luft dann zirkulieren wird, kann nur geschätzt werden und beruht auf Erfahrung. Äußerste Spannung auch beim Ausräumen, nachdem das Brenngut etwa einen Tag ausgekühlt ist . Immer wieder, nach all den Jahren noch, ist dies ein Augenblick mit Herzklopfen. Ist die Fracht  – mehrere hunderte Töpfe – gelungen, gab es Risse, ist etwas zersprungen? Am Ende ein Wagen voller terrakottafarbener Gefässe! Eine wahrhaft schöpferische Verwandlung!

Die Kretische Terracotta: Auch heute noch steht Erk aber weiterhin mit einem Bein in Griechenland, dort hat er Partner und Freunde, dort kauft er auch seinen Ton und vor allem, zum Weiterverkauf, die kretischen Grosskeramiken, Terracotta Pflanzkübel und Amphoren.

In einer, in Europa nur noch dort zu bewundernden Technik, einer ganz speziellen Kombination aus langsamen Drehen und Aufbauen, können Gefässe von solcher Größe und Ausmass hergestellt werden, die mit der reinen Dreharbeit auf der schnell rotierenden Töpferscheibe nicht zu erreichen sind.

Absolut einzigartig, da alle anderen vergleichbaren Gartenkeramiken dieser Größe, sei es die sogenannte „Impruneta-Keramik“ aus Italien, seien es die asiatischen Imitate, ausnahmslos mit Hilfe von seriellen Formen und Schablonen entstehen.

Gerade unter diesem handwerklichen Aspekten bilden diese kretischen Gefässe für Erk die ideale und  logische Ergänzung bzw. Weiterführung seiner eigene Arbeiten.

Kontakt:

Kreta Keramik
Jörg Beyer
Hauptstrasse 51
67229 Grosskarlbach

Telefon: +49 (0) 6238-929008
E-Mail: info@kreta-keramik.com
Website: http://www.kreta-keramik.com