Etwa 150.000 Osteuropäerinnen kümmern sich in Deutschland in Vollzeit um einen alten Menschen in dessen eigenen vier Wänden
Es ist immer wieder ein ähnliches Szenario: Verwitwet, allein lebend und keine Kinder. Lange Zeit geht es für ältere Menschen dann immer noch gut. Doch plötzlich entsteht eine Angst. Die Befürchtung zu stürzen. Plötzlich auf dem Boden zu liegen, allein und nicht mehr aufstehen zu können. Diese Angst lähmt. Es geht so weit, dass sich ein älterer Mensch kaum noch traut, aus dem Sessel aufzustehen, jede Türschwelle, jeder Teppich ist auf einmal eine Stolpergefahr. Das Ergebnis dieser Angst ist Einsamkeit. Gegen diese Einsamkeit kann in vielen Fällen eine Pflegekraft Abhilfe schaffen.
Nur die wenigsten älteren Menschen, die geistig noch fit sind, möchten freiwillig in ein Altenheim gehen. Das zunehmende Alter macht es allerdings teilweise unmöglich, weiterhin ganz allein zu Hause zu wohnen. Das sind wohl die Hauptgründe, warum sich in Deutschland bereits 150.000 Menschen für eine Vollzeit-Pflegekraft aus Osteuropa entschieden haben. In den meisten Fällen handelt es sich wohl um keine examinierten Altenpflegerinnen oder Krankenschwestern. Häufig werden von diesen Frauen Kurse belegt, in denen gezeigt wird, wie ältere Menschen zu behandeln sind. Der respektvolle Umgang mit älteren Menschen ist aber gerade in den Osteuropäischen Ländern gegeben. Da käme es nämlich gar nicht erst zu der Situation, dass fremde Pflegerinnen sich kümmern müssten. „In Polen würden sich die Kinder oder Verwandte kümmern“, sagt zum Beispiel Anna, die ebenfalls als Pflegerin in Deutschland arbeitet.
Die Arbeit der Pflegekraft
Was tun die Pflegerinnen aus Osteuropa für die älteren Menschen die sie pflegen? Es sind häufig einfach Personen, die sich kümmern. Hilfe beim Aufstehen, beim Waschen und Anziehen, die das Essen machen, putzen, kochen einkaufen gehen und einfach Gesellschaft leisten. Selbst in der Nacht wird häufig am Babyfon gewacht. Da es für viele ältere Menschen das wichtigste ist, weiterhin zu Hause wohnen zu können, wird die Hilfe von 24-Stunden-Pflegerinnen auch gerne angenommen. Durch den tagtäglich engen Kontakt entstehen häufig auch starke Bindungen, so dass Pflegerin und Gepflegte so wirken, als wären sie schon seit vielen Jahren Freundinnen. Allerdings darf man bei all dem Gefühl, das zum Beispiel durch das Halten der Hand zum Ausdruck kommt, nicht vergessen, dass es für die Pflegekraft natürlich letztlich ein Job ist.
Die Rahmenbedingungen für eine Pflegekraft
Das EU-Entsendegesetz ermöglicht es den Frauen aus Osteuropa zwei Jahre in Deutschland durchzuarbeiten. Danach müssen sie eine acht-wöchige Pause machen. Aber auch während dieser Zeit fahren die Frauen natürlich alle sechs bis zwölf Wochen für wenige Tage nach Hause in die Heimat. Kein einfaches Leben, wenn man bedenkt, dass man die Familie nur selten zu sehen bekommt. Auf der anderen Seite sind die Frauen auch glücklich finanziell unabhängig zu sein. Durch ihre Anstellung in Deutschland verdienen sie oft fast viermal so viel wie in ihrem Heimatland.
Der menschliche Aspekt
Jeder Mensch braucht Aufmerksamkeit. Jemanden, der einfach mal zuhört. Oder auch einen anderen Menschen, der Interesse für die eigene Situation zeigt. Leider vereinsamen immer mehr Menschen. Gerade für ältere ist dies eine große Gefahr. Sobald man in der Mobilität eingeschränkt ist, leidet die Flexibilität und damit letztlich auch die sozialen Kontakte. Zusätzlich kommt natürlich noch die überaus erschwerende Situation hinzu, dass je älter ein Mensch wird, desto mehr Freunde und Bekannte sterben. Daher ist die Aufmerksamkeit, die eine 24-Stunden-Pflegekraft schenkt oftmals eine deutliche Anhebung der Lebensqualität.
Empathie
In einer Gesellschaft, die immer schnelllebiger wird, geht die Empathie immer mehr verloren. Empathie bezeichnet die Fähigkeit, Gedanken, Emotionen, Absichten und Persönlichkeitsmerkmale eines anderen Menschen zu erkennen und zu verstehen. Dazu gehört auch die Einfühlung als eigene Reaktion auf die Gefühle Anderer wie zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz oder Hilfsimpuls. Nicht nur für Pflegekräfte, sondern für jeden Menschen eine wünschenswerte Fähigkeit. Damit könnte so manchem sozialen Problem entgegengewirkt werden.
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