Impulsreferat von Ex-FIFASchiedsrichter Bernd Heynemann.
Als erfolgreicher Hotelier muss Andreas R. Graf jeden Tag Entscheidungen treffen. So wie jeder andere Mensch während der Arbeit, Zuhause oder beim Sport. Bis zu 10.000 Entscheidungen kommen so an einem Tag zusammen. Auch einem Schiedsrichter geht es nicht anders. In einem Spiel muss er rund hundert Entscheidungen treffen. Was dabei dem Pfeifenmann durch den Kopf geht, hat der ehemalige FIFA-Referee und erfahrene Bundesligaschiedsrichter Bernd Heynemann aus Magdeburg in einem Impulsreferat verraten. Auf Einladung des Mönchengladbacher Sponsorenfanclubs „Die wahre Borussia“ ließ der 59-Jährige, der seine fußbal-lerische Karriere als Kiezkicker in der DDR begann, tief in die stets unparteiische Seele eines Schiedsrichters blicken. Was geht in dem Mann in Schwarz vor, wenn er im flüchtigen Moment eines Wimpernschlags entscheiden muss? Und das nicht immer im Einklang mit der Meinung der Fans. „Ein Schiedsrichter wandelt als Entscheider immer auf dem schmalen Grat zwischen Anspruch und Realität“, sagte Heynemann vor den 30 Gästen im Best Western Crown Hotel in Mönchengladbach. Wichtig sei es, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. „Denn mit einer Entscheidung können Konflikte gelöst werden. Und das nicht nur auf dem Spielfeld.“ Natürlich kann es auch einem renommierten Schiedsrichter wie Bernd Heynemann, der von 2002 bis 2009 für die CDU im Deutschen Bundestag saß, passieren, dass er eine Rote Karte zu Unrecht zieht oder auf den Elfmeterpunkt zeigt. „Die Fehlerquote liegt bei bis zu drei Prozent. Die können allerdings spielentscheidend sein. Im Umkehrschluss heißt es jedoch, dass 97 Prozent der Entscheidungen richtig sind.“ So oder so. Ein Schiedsrichter müsse stets Herr des Verfahrens bleiben und dies durch eindeutige Körpersprache untermauern. „Wer einmal eine Tatsachenentscheidung getroffen hat – auf dem Rasen, während der Arbeit oder im Privatleben – muss auch dafür geradestehen. Ohne Wenn und Aber. Die einmal getroffene Fehlentscheidung kann durch eine weitere nicht ausgebügelt werden.“ In solchen Fällen sei es wichtig, Verantwortung zu übernehmen und nicht auf die Bestätigung von anderen zu warten. „Auch in Stresssituationen, wenn es Spitz‘ auf Knopf steht, sollte jeder auf sich selbst vertrauen und nicht mit zweierlei Maß messen“, empfiehlt der entscheidungsfreudige Ex-Schiedsrichter. „Ein Foul ist ein Foul – ob im Mittelfeld oder im Strafraum. Erfolgreiche Entscheidungen sind eine echte Herausforderung.“ Andreas R. Graf und der Sponsorenfanclub haben jedenfalls eine gute Wahl getroffen, als sie Bernd Heynemann für diesen ebenso informativen wie motivierenden Vortrag gewinnen konnten.
Information: www.crown-bestwestern.de