Hinter Chinas Firewall

Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, lag Chinas Fokus schon seit einiger Zeit auf dem internationalen Handel, insbesondere in den letzten 30 Jahren. Während der Western mittlerweile mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten seit der Finanzkrise 2008 zu kämpfen hat, verzeichnet China weiterhin wirtschaftlichen Aufschwung – wir China berichtete rund 8% im letzten Quartal 2012.

Im Hinblick auf den Bereich e-commerce bietet der Chinesische Markt neue und lukrative Möglichkeiten, jedoch wird dafür eine wasserdichte Strategie benötigt, um tatsächlich die weltgrößte Population mit neuen Produkten zu erreichen. Wenn versucht wird in einen neuen Absatzmarkt vorzudringen, kann das einige Hindernisse beinhalten z.B. hinsichtlich der internationalen Gesetzgebung, der Politik, kulturelle Unterschiede und vor allem wegen dem extrem harten Wettbewerb. Eines der maßgeblichsten Probleme für internationale Vermarkter ist die strikte Internetzensur durch die chinesische Regierung. Jedoch kann eine sorgfältige Planung, Forschung und lokalisierte Strategien solche Hindernisse überwunden.

Beispielsweise ermöglicht die Anwendung von Social Media bei Marketing Kampagnen in diesem stark wachsendem Markt viele Möglichkeiten, trotz strenger Zensur, kultureller Semiotik und Sprachbarrieren.

Doch zunächst, wussen Sie schon dass:

  • Mit 513 Millionen Nutzer, China verfügt über eine der weltweit größten Online-Bevölkerungen, fast das Doppelte der USA
  • Der chinesische Markt erwartet einen Nutzeranstieg von 30% in den kommenden zwei Jahren
  • Hochschulabsolventen und High-School Schüler dominieren die Social Media Landschaft
  • Mobile Geräte wie Smartphones sind die beliebtesten Kommunikationsmittel, um ins Internet zu gehen und sich auf Social Media Plattformen zu tummeln.

Social Media Plattformen in China

Mit über 400 Millionen registrierten Nutzern, ist Sina Weibo die beliebteste Social-Media-Plattform in China. Firmen, die Marketing auf dieser Plattform betreiben wollen sollten bedenken, dass die Beschäftigung chinesischer Muttersprachler auf Grund der vielen verschiedenen Dialekte zwingend notwendig sein wird, um Marketing Botschaften auf Weibo wirklich gezielt zu vermitteln. Jedoch bietet Weibo einige Rafinessen. Beispielsweise gibt es einen „Chinesisch-Lautsprecher“ welcher 140 Zeichen genau wie Twitter nutzt; da jedoch im Chinesischen auch einzelne Zeichen ein ganzes Wort sein können, ist es möglich drei bis fünfmal so viele Informationen auf 140 Zeichen zu setzen als bei indo-germanischen Sprachen. Ohne einen Muttersprachlicher bleibt das jedoch eine schwierige Aufgabe, da nur wenige Personen aus anderen Kulturkreisen so detaillierte Einblicke in die chinesische Sprache, Kultur und lokale Stil-Inhalte haben.

Weibo ist nach den großen chinesischen Suchmaschinen die Website, die den meisten traffic und das schnellste Wachstum verzeichnet. Jedoch gibt es ähnlich wie bei Twitter, kaum zielgerichtete Werbung auf Sino Weibo, da die Nutzer keine privaten Details wie bei Facebook miteinander teilen. Dies macht Zielgruppen-orientierte Werbung nutzlos. Jedoch scheint sich Weibo momentan zu einer Art zweitem Facebook hinzubewegen, da seine Nutzer durchaus daran interessiert sind, persönliche Informationen in Beiträgen zu teilen und auf andere Profile zu reagieren. Neue Social-Media-Kamapgnen könnten hier ansetzen, genauso wie Marketingansätze.

Obwohl weniger populär als Weibo, können auch andere Social Networking Seiten noch von entscheidender Bedeutung für e-commerce Kampagnen sein. Nachdem Chinas mächtige Firewall nach wie vor die meisten ausländischen social media Plattformen sperrt, drängen sich langsam aber sicher einige inländischen Plattformen in den Vordergrund, wie beispielsweise:

  • Kaixin001 – eine Seite mit circa 130 Millionen Nutzern, welche vor allem von jungen Arbeitnehmern in den Städten im Alter von 25 – 34 Jahren genutzt wird.
  • Qzone – verfügt über 388 Millionen Nutzer im Alter von 11 bis 16 Jahren und richtet sich daher eher an die jüngere Generation. Sie wird hauptsächlich in ländlichen Gebieten genutzt. Jedoch, scheinen zahlreiche Konten nicht aktiv geführt zu werden.
    • RenRen – Diese Plattform ist extra für Studenten konzipiert und soll vor allem die junge, akademische Bevölkerung der Städte ansprechen. Sie verfügt über mehr als 120 Millionen aktiven Nutzern.

Zusammenfassend bedeutet das, dass es für verschiedene Städte und ländliche Gebiete auch verschiedene Zielmärkte hinsichtlich social media Plattformen in China gibt. Jedes e-commerce sollte daher genau schauen, was das jeweilige Ziel ist und wo es am besten zu erreichen geht.

Gezielter Inhalt

In China werden Social Media vor allem dazu verwendet, mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben. Deshalb sind vor allem die Plattformen im Kommen, welche die Teilung von Photos und Videos im großen Stil ermöglichen. Dies ist dann auch die Zugangsmöglichkeit für e-commerce Firmen. Inhalte zu vermitteln, welche gezielt dieses Publikum mit „persönlichen Erfahrungen“ anspricht, scheint die beste Gewährleistung zu sein, diese Kunden und den Markt zu erreichen. Weibo stellt eine solche geeignete Ausgangsplattform dar.

Inspiration

Das Teilen von Fotos und Videos ist in China mindestens genauso populär, wie in den meisten westlichen Nationen – dies vereinfacht einen kreativen unternehmenesstrategischen Ansatz hinsichtlich Social Media Kampagnen. Zwar ist youtube in China gesperrt, jedoch gibt es die geeignete Alternative Photo.163.com für Bildmaterial und die Website YouKu für Videoaufnahmen, die eine Partnerschaft sowohl mit SinaWeibo als auch RenRen haben. Internationale SEO und PPC können auch geschickt an dieser Stelle ansetzen, um Marketing-Inhalte besser zu vermitteln.

 Trotz Chinas „Großer Firewall“ gibt es also genügend Möglichkeiten, Social Media Möglichkeiten mit Hilfe chinesischer Angebote selbst zu ergreifen. Sina Weibo ist für den Anfang sicherlich die geschickteste Möglichkeit diesen neuen, wachsenden Markt zu erforschen, genauso wie Kanäle wie RenRen oder YouKu. Unter anderem auch, da solche Seiten relativ eng miteinander zusammenarbeiten.

Es bleibt jedoch die Prämisse, dass Muttersprachler auf Grund der Komplexität und Vieldeutigkeit der chinesischen Sprache, das beste Mittel darstellen, um gezielt Social Media Marketing Kampagnen zu starten. Jedes e-commerce Unternehmen, welches diesen Markt für sich entdecken will, sollte dies bedenken.