Buchtipp: Pyrenäenberghunde-Aus den Pyrenäen in den Ruhrpott

Pyrenäenberghund; die sanften Riesen erobern Europa.

Pyrenäenberghunde werden in Frankreich liebevoll Patou genannt. Er ist der langmütigste aller Herdenschutzhunde. Seine Geduld ist beinahe grenzenlos. Jörg Krämer erzählt ihre bewegte Geschichte. Jahrhundertelang wurden sie ausschließlich zum Schutz der Viehherden eingesetzt, für eine kurze Zeit als Wachhund in Schlössern und Burgen. Sogar zum „Schoßhund“ am französischen Königshof hat der Patou es gebracht. Die schwierigste Zeit hatte die Rasse, als die Bären und Wölfe verschwanden. Zu dieser Zeit starben sie beinahe aus. Nur wenige Exemplare überlebten. Mit der Rückkehr der Wölfe ist der Patou wieder vermehrt in seiner ursprünglichen Rolle als Bewacher der Herden zu beobachten. Heute ist er weltweit verbreitet und wird immer beliebter. Ihre Reise führte die Pyrenäenberghunde von den Pyrenäen bis ins tiefste Ruhrgebiet. In dem Buch wird ausführlich auf die Besonderheiten der Pyrenäenberghunde eingegangen und es gibt Ratschläge zu Haltung und Erziehung dieser sanften Riesen.

Produktinformation:

  • Herausgeber ‏ : ‎ tredition; 1. Edition (26. Oktober 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 192 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3347393538
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3347393530

Auch als Hardcover und Ebook erhältlich!

Leseprobe:

Der Pyrenäenberghund- Eine Kurzbeschreibung

Der Pyrenäenberghund (Chien de montane des Pyrénées), von den Franzosen liebevoll Patou genannt, ist eine von der FCI anerkannte französische Hunderasse.

Er wurde ursprünglich dazu gezüchtet, um, auf sich alleine gestellt, Viehherden in den französischen Pyrenäen zu bewachen. Aus dieser Aufgabe ergibt sich das Aussehen und der Charakter der Pyrenäenberghunde: ein imposanter Körperbau gepaart mit unbändiger Kraft und blitzschnellem Reaktionsvermögen. Ein ruhiger, ausgeglichener Charakter mit absoluter Treue zu seiner Familie (Herde), die er mit aller Vehemenz beschützt. Patous gelten als ausgesprochen kinderlieb.                                

Der Schutztrieb ist ein hervorstechendes Merkmal dieser Hunde. Alle diese Merkmale machen Pyrenäenberghunde zu perfekten Familienhunden; eigentlich! Denn seine Größe, der Schutzinstinkt und sein Bestehen auf eigenständiges Entscheiden sorgen in der Kombination auch für die größten Probleme mit dieser Rasse.    

Oft wird geschrieben, dass ein Pyrenäenberghund nur in die Hand eines erfahrenen Hundehalters gehört. Diese Meinung teile ich nicht. Im Gegenteil! Wenn ein erfahrener Hundehalter versucht, einen Patou so zu erziehen wie Hunde einer anderen Nicht-Herdenschutzhund-Rasse wird er unweigerlich scheitern. Er ist kein „je veux plaisir- Hund“ und wird nicht blind gehorchen.        Deshalb ist es wichtig, dass sich der zukünftige Halter intensiv über diese Rasse und ihre Eigenarten informiert. 

Geschichte der Rasse

Nach aktuellem Kenntnisstand gilt für alle Rassen, dass es nur einen geografischen Ursprung gibt. Die neueste Studie hat ein früheres Forschungsergebnis widerlegt, wonach der moderne Hund aus zwei unabhängigen Domestikationsprozessen hervorging. Die Studie legt nahe, dass alle heutigen Hunde einen gemeinsamen Ursprung haben und aus einem einmaligen Domestikationsprozess von Wölfen vor 20.000 bis 40.000 Jahren hervorgegangen sind. Der genaue geografische Ursprung der Haushunde konnte allerdings bisher nicht abschließend geklärt werden. Auch die exakte Entstehungsgeschichte der Pyrenäenberghunde ist nicht bekannt. Es wurden jedoch Knochenreste gefunden, die aus der Bronzezeit stammen und diesem Rassetyp entsprechen.

Es gibt unterschiedliche Theorien zur Abstammungsgeschichte der Patous, die mehr oder weniger wahrscheinlich sind. Hirten, Schäfer und Nomaden haben keine schriftlichen Aufzeichnungen über ihre Tiere hinterlassen. Quellen über ihre Abstammung sind rar. Daher behilft man sich mit logischen Schlussfolgerungen. Eine Theorie besagt, der Pyrenäenberghund stamme vom tibetischen Herdenschutzhund ab. Dabei wird davon ausgegangen, dass in Tibet erst mit der Domestikation des Yaks Herdenschutzhunde eingesetzt und gezüchtet wurden. Dies ist zumindest fraglich, da Yaks sehr gut selbst dazu in der Lage sind sich zu verteidigen und daher nicht auf den Schutz von Herdenschutzhunden angewiesen sind. Auch gibt es über die Haustierwerdung der Yaks nur Vermutungen; Höhlenmalereien in der Mongolei legen nahe, dass dieser Zeitpunkt knapp 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung liegt. Die ersten Schafe gab es aber vermutlich bereits 8.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung in Mesepotanien. Würde man also davon ausgehen, dass die Do-khyi-Theorie stimmt, wären die frühzeitlichen Hirten gute 6.000 Jahre ohne Herdenschutzhunde ausgekommen. Was eher unwahrscheinlich ist. Sicherlich hätten sie dann auch andere Methoden des Herdenschutzes entwickelt.

Eine weitere Theorie besagt, dass die Herdenschutzhunde von den Molossern abstammen. Dagegen spricht, dass grundsätzlich bezweifelt wird, dass es diese Hunde in der Provinz Molotien überhaupt gegeben hat und falls doch, dass es wesentlich wahrscheinlicher ist, dass diese Kampfhunde für den Krieg von den Herdenschutzhunden abstammen und nicht umgekehrt.

Eine dritte, und die nach logischen Gesichtspunkten wahrscheinlichste Theorie besagt, dass alle Herdenschutzhunderassen von den frühen Hirtenhunden Mesopotamiens abstammen. Als in Babylon starke Wanderbewegungen der wachsenden Völker einsetzten, wurden auch die Pyrenäen von einem der Völker erreicht. Dieses Volk ließ sich auf beiden Seiten der Pyrenäen nieder und es handelt sich wahrscheinlich um die Ahnen des baskischen Volkes. Diese Leute wurden von ihren Herden, einer ihrer wenigen Quellen des Lebensunterhalts, und riesigen Hunden begleitet, welche die Herden und auch die Menschen vor der Fülle von Raubtieren schützten, die es in den Pyrenäen gab. In Anbetracht der großen Ähnlichkeit mit anderen Rassen, die durch den Rest von Europa verstreut sind, wie beispielsweise dem Pastor Polens, dem Kuvasz aus Ungarn oder den Maremmana Abrucés in Italien, könnten wir, trotz der großen Entfernung zwischen ihnen, vermuten, dass diese frühen Völker und ihre Hunde von einem gemeinsamen Land, dem sogenannten 2-Stromland (zwischen Euphrat und Tigris) stammen. In der katalanischen Pyrenäen-Region Cerdanya existierten  Städte namens Ur, Bor und Alpe. Die antiken Gegenstücke dieser Städte befanden sich in sumerischen Gebiet und in Anatolien, der heutigen Türkei. Bis heute gibt es dort noch fast identische Herdenschutzhunde. Auch sollte bereits Alexander der Große solche Hunde zum Schutz der Lager seiner Streitkräfte nutzten. Was die Herkunft der Hunde aus Mesopotamien unterstützt.

Erwiesen ist davon nichts, es handelt sich lediglich um gut durchdachte Theorien, welche die Herkunft der Herdenschutzhunde erklären könnten. Aufgrund von verbesserter DNA-Techniken und weiterer Funde werden sich zukünftig noch manche Geheimnisse lüften lassen. Einiges wird trotzdem weiterhin spekulativ bleiben.

Bleiben wir bei den Wanderungen.

Menschen begaben sich schon immer auf Wanderschaft. Dabei wurden sie von ihren Tieren begleitet. So besiedelten Hundetypen, die es so dort nie gab, die unterschiedlichsten Länder und Kontinente. Sie passten sich den örtlichen Gegebenheiten an und vermischten sich mit den dort ansässigen Hunderassen. Dabei überlebten nur die widerstandsfähigsten Tiere, die am besten mit den neuen Lebensbedingungen zurechtkamen. Zusammen mit der Nutztierhaltung entwickelten sich in ganz Europa eigenständige Hundetypen, die zum Schutz der Herden eingesetzt wurden.  Diese Herdenschutzhunde weisen vom Typus her ein ähnliches Grundmuster auf; kräftig, wehrhaft und eigenständig. Zahlreiche Typen wurden als Rasse anerkannt, viele aber auch nicht. Eine der anerkannten Rassen ist unser Pyrenäenberghund! Fest steht, dass es seit über 1000 Jahren große Herdenschutzhunde in Frankreich gibt. Sie wurden in den Pyrenäen zum Schutz der Schafherden vor Wölfen und Bären eingesetzt. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden diese Hunde vermehrt als Wachhunde für Burgen und Schlösser, vornehmlich in Südfrankreich, eingesetzt. Einen Höhepunkt ihrer Popularität erlebte die Rasse, als König Ludwig der XIV, der „Sonnenkönig“ die Hunde in die Hauptstadt holte und sie den Louvre bewachen ließ.

Als Fischer 1662 von der Biscaya nach Neufundland übersiedelten, wurden sie von Pyrenäenberghunden begleitet. Durch verschiedene Kreuzungen entstand dort schließlich die Rasse der Neufundländer. Die erste ausführliche schriftliche Beschreibung der Rasse ist im Buch von Graf von Bylandt aus dem Jahr 1897 zu finden. 1907 gründete man den ersten Rasseklub und 16 Jahre später kam es zur Eintragung des offiziellen Standards im Société Centrale Canine de France. In Deutschland wurde der Pyrenäenberghund erstmals 1937 von Fürst Günter von Schönburg-Waldenburg in Sachsen gezüchtet, fand jedoch wenig Interesse. Erst mit zunehmendem Reiseverkehr in die Pyrenäen erinnerte man sich wieder dieser Hunde, und seit 1985 kam es zu einem neuen Aufschwung in der Züchtung der Pyrenäenberghunde.

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