Was man über Spanien und die Spanier wissen sollte

Südeuropa liegt uns auf der Tasche, für den Urlaub schön und gut, ansonsten eher bedrohlich – so oder so ähnlich nehmen immer mehr Deutsche “den Süden” Europas wahr. Umgekehrt nähert sich dort das Bild von Angela Merkel – stellvertretend für Deutschland – in vielen Pressekommentaren zunehmend dem des Antichristen. Der europäische Traum scheint ausgeträumt.
Gleichzeitig kommen aber immer mehr sehr gut und weniger gut ausgebildete Fachkräfte aus Südeuropa nach Deutschland. Und die meisten von ihnen werden lange – vielleicht für immer – bleiben, denn es wird kann dauern, bis ihre Kenntnisse auf den heimischen Arbeitsmärkten wieder gefragt sein werden und vielleicht drängen dann jüngere Absolventen auf die neu entstehenden Arbeitsplätze.
Diese Migration aus Südeuropa mit ihren anderen kulturellen Traditionen und Mentalitäten wird Deutschland verändern, denn so sehr man von diesen Menschen auch eine sprachliche und kulturelle Anpassungsleistung erwarten darf, die allermeisten von ihnen werden in der ersten Generation doch nicht aufhören können, wie ein Grieche oder Italiener oder Spanier zu denken und zu fühlen.
Nicht nur für die Integration und den Umgang mit diesen Migranten, auch für die deutschen politischen und wirtschaftlichen Kontakte mit dem südeuropäischen Ausland ist es hilfreich und sinnvoll, diese Mentalitäten zu kennen und zu verstehen. Für die deutsch-spanische Kommunikation hat unlängst der in Barcelona lehrende Germanist Prof. Bernd F.W.Springer eine gut lesbare Einführung vorgelegt, die unter dem Titel “Das kommt mir spanisch vor!” im iudicium-Verlag erschienen ist.
Springers Buch setzt da an, wo die auf das Sicht- und Fotografierbare ausgerichteten Reiseführer in aller Regel passen müssen: bei dem Unsichtbaren, bei den verschiedenen Mentalitäten. Dabei geht es ganz entscheidend auch um Sprache, denn Sprachen, so betont der Autor immer wieder, sind Spiegel, Brille und Werkzeug von Kulturen und Mentalitäten.
Mit wissenschaftlichem Hintergrund wird dem Leser anhand von zahlreichen authentischen Begebenheiten vorgeführt, um welche tief verwurzelten kulturellen Dimensionen es meistens geht, wenn die Kommunikation zwischen Menschen verschiedener Herkunft im In- oder Ausland nicht richtig funktioniert. Worauf müssen wir achten? Was prägt unser Denken, Fühlen und Handeln, ohne dass wir es bemerken? Welche unsichtbaren Faktoren spielen in Kontakten zwischen Deutschen und Spaniern die entscheidende Rolle? Wie kommt es zu den klassischen Missverständnissen und was macht den Kontakt manchmal so schwierig? Hat die derzeitige Krise Europas auch etwas mit unterschiedlichen Mentalitäten zu tun?
Auf diese und viele weitere Fragen gibt der Autor Antworten für den Bereich der deutsch-spanischen Kommunikation. Ein Buch das hochaktuell ist und spannend für alle Deutschen, die beruflich oder privat mit Spaniern zu tun haben.