Unterbehandelter Kinderschmerz: Expertenempfehlungen sollen postoperative Schmerztherapie bei Kindern optimieren

PA zu den 14. Österreichischen Schmerzwochen der ÖSG

Wien, 3. November 2014 – „Für eine effektive Schmerzbehandlung bei Kindern nach Operationen brauchen wir unter anderem eine kind- und altersgerechte Schmerzerfassung und -messung und spezielle Analgesiekonzepte in den einzelnen Spitälern. Von der Industrie sind mehr Zulassungsstudien und für Kinder geeignete Darreichungsformen zu fordern“, so OA Dr. Wolfgang Jaksch (Wilhelminenspital, Wien), Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft, anlässlich der 14. Österreichischen Schmerzwochen. „Das kindliche Schmerzmanagement darf nicht das sprichwörtliche Stiefkind der Schmerzmedizin bleiben.“

Kinder, und im besonderen Maß Neugeborene, erhalten weniger, seltener und schwächere Schmerzmittel als Erwachsene, wie eine Reihe von Studien zeigen, die insbesondere auch auf erhebliche Defizite in der perioperativen Schmerzversorgung bei Kindern hinweisen. „Schmerzen nach Operationen gehören neben Schmerzen aufgrund von Infektionskrankheiten zu den häufigsten akuten Schmerzen im Kindesalter“, so der Experte. „Es herrscht jedoch trotz aller Fortschritte oft Unsicherheit, die zu einer unzureichenden Schmerztherapie führt. Das ist nicht akzeptabel: Schmerzen müssen unabhängig vom Alter der Patienten aus ethischen und medizinischen Gründen effektiv behandelt werden.“

Denn starke Schmerzerfahrungen beeinflussen nicht nur die Genesung betroffener Kinder nach dem Eingriff negativ, sondern können auch Spätfolgen haben: Unzureichend behandelte akute Schmerzen können zu einer neuronalen Sensibilisierung, der Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses und in der Folge zu chronischen Schmerzproblemen führen.

Dr. Jaksch: „Prinzipiell besteht das Problem, dass viele bewährte Analgetika aus der Erwachsenenmedizin für Kinder nicht zugelassen sind. Diese Tatsache darf aber nicht dazu führen, dass ihnen eine wirksame Schmerztherapie vorenthalten wird. Denn der off-label-use beruht auf jahrelangen Erfahrungen und klinischen Studien. Gerade Richtlinien und Empfehlungen medizinischer Gesellschaften können dem behandelnden Arzt Sicherheit bei der Entscheidung zum off-label-use geben.“

Deshalb hat ein interdisziplinäres Expertenteam kürzlich für die klinische Praxis „Österreichische Handlungsempfehlungen zum perioperativen Schmerzmanagement bei Kindern“ erarbeitet. Die umfangreiche Publikation behandelt das gesamte Spektrum der postoperativen Schmerztherapie bei Kindern und Jugendlichen – von Besonderheiten der Schmerztherapie bei Neugeborenen über die Organisation des Schmerzmanagements für Kinder oder rechtliche Aspekte der Verwendung nicht für Kinder zugelassener Medikamente bis zu regionalanästhetischen oder nichtmedikamentösen Verfahren und topischen Anwendungen. Neben ausführlichen Empfehlungen über den Einsatz von Medikamenten mit detaillierten Dosierungsangaben gibt es auch wichtige allgemeine Hinweise: Zum Beispiel, dass man bei Kindern intramuskuläre und subkutane Injektionen ganz vermeiden sollte, weil sie traumatisierend und angstauslösend sind. Oder dass Voraussetzung für eine angemessene Schmerzlinderung bei Kindern Zuwendung, das Vermitteln von Geborgenheit, Ablenkung und eine kindgerechte Umgebung sind.

„Abgesehen von derartigen Besonderheiten unterschieden sich die Grundprinzipien der perioperativen Schmerztherapie nicht von denen bei Erwachsenen. Eine maximal mögliche Schmerzreduktion bei gleichzeitig minimalen Nebenwirkungen soll während des gesamten Behandlungsprozesses zur optimalen Patientenzufriedenheit führen“, so OA Jaksch.

Quelle: Österreichische interdisziplinäre Handlungsempfehlungen zum perioperativen Schmerzmanagement bei Kindern. Schmerz 2014, 28

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