Schweinfurt im Juni 2016. Die Erwartungen an die deutsche Fußballmannschaft vor dem 2:0-Auftaktsieg bei der Europameisterschaft gegen die Ukraine waren groß. Seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien vor zwei Jahren mussten sich die Fußballfans in Deutschland mit eher mäßigen Leistungen der sich im Umbruch befindenden Auswahl zufrieden geben. Leise Zweifel daran, ob die Mannschaft in der Lage sei, nach der Weltmeisterschaft auch die Europameisterschaft zu gewinnen, wurden laut. Doch Jürgen Höller, Europas führender Erfolgs- und Motivationstrainer und bekennender Fußballfan, erklärt: „Jogi Löw hat es wieder einmal geschafft, die Mannschaft perfekt auf ein großes Turnier einzustellen – rechtzeitig zu Beginn der EM präsentierte sich das Team im ersten Vorrundenspiel in stark verbesserter Form und auch die Favoritenbürde konnte die Mannschaft in diesem Spiel nicht stoppen.“
Der Bundestrainer setzte im ersten Vorrundenspiel auf eine Mischung aus erfahrenen Spielern wie Toni Kroos, Mesut Özil sowie Manuel Neuer und Spielern wie Julian Draxler, der bei der gewonnenen Weltmeisterschaft noch keine tragende Rolle spielte, und Shkodran Mustafi, der auf einer für ihn ungewohnten Position spielen musste. Dass Jogi Löw in den letzten Monaten immer wieder gezwungen war, verschiedene Startformationen auszuprobieren und durch den kurzfristigen Ausfall der fest eingeplanten Spieler Marco Reus und Antonio Rüdiger zum wiederholten Male bei der Aufstellung improvisieren musste, war insbesondere zum Ende der ersten Halbzeit hin ersichtlich, stellte sich aber nicht als schwerwiegendes Problem heraus. Es zeigte sich, dass die Automatismen insbesondere in der Abwehr noch nicht 90 Minuten ineinandergreifen, die kurze Vorbereitungszeit jedoch ausgereicht hat, um eine funktionierende und sich füreinander opfernde Mannschaft zu bilden. Jürgen Höller weiß um die Bedeutung eines gut harmonierenden Teams: „Wie man sehen konnte, fällt das Fehlen einzelner Spieler nicht so sehr ins Gewicht, wenn die Mannschaft kämpft und sich füreinander aufopfert. Shkodran Mustafi, der für den verletzten Antonio Rüdiger auf der Innenverteidigerposition spielte, machte seine Sache gut und schoss die Mannschaft mit seinem ersten Länderspieltor zur Führung, weil er bedingungslos an sich selbst und das Ziel glaubt. Auf dieser Zusammenarbeit im Team können Mannschaft und Trainer in den nächsten Wochen des Turniers aufbauen.“
Der Auswahl gelang es, mit dem durch die Erwartungshaltung aller erzeugten Druck umzugehen. Sie führte bereits zur Pause mit 1:0. Trotz der geschlossenen Mannschaftsleistung lassen sich besonders die Leistungen von Jerome Boateng und Bastian Schweinsteiger hervorheben. Boatengs unermüdlicher und akrobatischer Einsatz verhinderte das schon fast sicher geglaubte Gegentor zum 1:1-Ausgleich. Zudem gab er niemals auf und riss seine Mitspieler mit. Das Gleiche gilt für Schweinsteiger, der sein erstes Spiel seit seiner Verletzung machte und mit seiner dritten Ballberührung das Tor zum 2:0-Endstand in der Verlängerung schoss. Mit welcher Entschlossenheit er dabei zum Tor sprintete und den Pass von Mesut Özil verwertete, war beeindruckend. „Spieler, die voran gehen und auf den Punkt ihre beste Leistung abliefern, braucht jede Mannschaft. An ihnen können sich gegenwärtig schwächere Spieler wie Mario Götze, die sich noch auf der Suche nach ihrem Spielrhythmus befinden, aufrichten“, so der Experte.
Abschließend erklärt Jürgen Höller, was der gewonnene EM-Auftakt für den weiteren Turnierverlauf bedeutet: „Im Gegensatz zu den vergangenen Spielen sprühte das Team diesmal vor Kampfgeist. Für die kommenden Partien wird es wesentlich sein, den Sieg umgehend abzuhaken und sich schnellstmöglich auf das nächste Spiel zu konzentrieren. Ein gewonnenes Match bedeutet nur einen ersten kleinen Schritt auf dem Weg zum Titelgewinn. Die Fußballer müssen sich bewusst machen, dass sie sich vor jedem Spiel neu fokussieren müssen. Zudem wird es von besonderer Bedeutung sein, trotz des Erfolgsdrucks, unter dem die Auswahl weiterhin steht, im nächsten Spiel gegen Polen die Lockerheit nicht zu verlieren. Um die beste Leistung abrufen zu können, benötigen die Spieler eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Lockerheit.“
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