Die neue Hairlichkeit:

Barber Shops – der coole Kult ums Ich

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Copyright: Arnold André/Hagen Willsch

Die Schlange am Broadway, Ecke Astor Place, geht hinunter bis in den Keller: Ein Mann im Anzug, ein Polizist in Uniform, eine Gruppe afroamerikanischer Kinder, Touristen aus Spanien und ein deutscher, der an einer Straßenecke falsch abgebogen ist und sich hierhin verirrt hat. In den Kellergewölben des Italo-Friseursalon sitzt Big Mike hinter eine schäbigen Milchglastür auf einem Schemel und schreibt die Vornamen der Wartenden auf, um sie später, von einem „Attenzione“ begleitet, aufzurufen. An den Wänden des Frisiersalons hängen vergilbte, speckige Fotos von Frisuren und Autogrammkarten von Kunden. „Dustin Hoffman, Robert de Niro und Spike Lee sind Stammkunden bei uns“, sagt Big Mike. In einem alten Fernseher läuft Baseball, dazu dudelt laute Jazz-Musik aus dem Radio.

Seit 1940 gibt es den Friseurladen im East Village, dem Kreuzberg von New York. Und das sieht man dem Laden auch an: Große, bequeme, etwas abgewetzte Frisierstühle aus Kunstleder, riesige Spiegel, Ablagen, auf denen sich Dutzende Fläschchen, Dosen mit Talkum-Puder, Haar-Cremes, Brillantine, Gels und Pomaden türmen. Es riecht nach Seife und Rasierwasser. Altertümliche Rasierapparate surren, Scheren klappern, Menschen plaudern über Gott und die Welt, Haare fallen auf den Boden. Alles ist etwas in die Jahre gekommen, antiquiert und mit reichlich Patina überzogen – aber einfach nur stilvoll, cool, lässig und schlicht genial!

Neuerfindung des „klassischen“ Herrenfriseurs

Ortswechsel: Brüsseler Straße, Ecke Antwerpener Straße im hippen belgischen Viertel in Köln. Fast 20 Jahre und hunderte Friseurbesuche später. Hier, eingebettet zwischen Restaurants, Cafes, Bars und schrillen Anarcho-Kneipen wie dem „Zum Goldenen Schuss“, hat Marco Marciano in seinem „Barbershop Cologne“ die alte Tradition des italienischen Barbiers aufgegriffen und seinem Herrensalon ein zeitgemäßes Oldstyle-Outfit verpasst: Dunkle Vertäfelungen, gerahmte Spiegel, historische und moderne Fotos an den Wänden, ein alter Apothekerschrank mit vielen beschrifteten Schubladen, gekonnt in Szene gesetzte Antiquitäten, klassische Frisier-Accessoires, historische Rasiermesser und – natürlich – in Italien gefertigte, saubequeme Frisierstühle im Retro-Design.

„In Italien gibt es den Barbier ja noch. Das Handwerk wurde über Generationen weitergegeben. In Italien gibt es auch keine Ausbildung wie hier in Deutschland, aber man lernt alle Skills, die man später braucht“, sagt Marco. „Ein Herrenfriseur muss keine Dauerwellen machen können.“ Frauen sucht man hier deshalb auch vergebens. Doch das ist nicht der einzige Grund. Die Gesprächsthemen seien einfach andere, wenn man unter Männern sei. „Die Männer hier trinken einen Whisky, dazu gerne auch eine Zigarre oder Pfeife, dürfen reden, wie sie wollen“, verdeutlicht der Kölner Figaro mit italienischen Wurzeln. Und ein Buch mit den neuen, angesagten Frisuren, bräuchte es eigentlich nicht: Der Kunde kann sich seine Inspiration für den
neuen Haarschnitt und dem dazu passenden Bekleidungsstil gleich am haarschneidenden Subjekt holen. Denn jeder der Barbiere im „Barbershop Cologne“ ist für sich schon ein Unikat, das mal den Typus des modernen Gentlemen verkörpert, mal direkt mitsamt passendem Körperschmuck und Tätowierung den 50ern und dem Rockabilly entsprungen scheint. Mit viel Liebe zum Detail ist hier ein Männerbiotop entstanden, ein Refugium, in denen es eben nicht nur um Haarschnitt oder Messerrasur geht, sondern um ein kulturelles Gesamterlebnis. Entspannt, cool und darauf ausgelegt, ohne Zeitdruck sich voll und ganz der stilvollen Haarpflege hinzugeben, einen Drink „unter Freunden“ zu genießen oder einfach sich entspannt zurückzulehnen, eine Zigarre zu rauchen und sich zum Klappern der Schere den passenden Harley-Sound zu denken.

Trend zur Individualität

Der „Barbershop Cologne“ ist jedoch kein Einzelfall. Er ist Teil eines bundesweiten Trends, der seit knapp einem Jahrzehnt das Mann-sein wieder in den Vordergrund rückt, in der Mode ein „everything goes“ propagiert, Haupt- und Barthaar als klares Statement der Individualität betrachtet und mit neuem Selbstbewusstsein auch offensiv zeigt. Zwei Menschen sind an beiden Enden der Schere, interagieren, tauschen sich direkt aus. Und mit seiner handwerklichen Komponente ist der heutige Barber Shop ein Zeitphänomen genau wie Craft Beer, Garagenweine, Destillate aus der Brennerei „ums Eck“ oder rahmengenähte Schuhe und Maßanzüge. Eingebunden in den Stadtteil, übernimmt er zudem gleichsam die Funktion als sozialer Ort, ist Kneipe, Kiez-Treff und Herrenclub zugleich. Das sieht auch Marco so: „Hier pflegt man noch gute Nachbarschaft. Man setzt sich abends nach Feierabend noch auf ein Bier zusammen und lässt den Abend gemeinsam ausklingen. Wir sind ein Treffpunkt, fast wie eine Stammkneipe.“

Um das Phänomen „Barber Shop“ noch besser zu verstehen, lohnt ein kurzer historischer Rückblick. Bis weit in die 1960er-Jahre war es für Männer auch in Deutschland nicht ungewöhnlich, sich täglich rasieren oder einmal die Woche die Haare nachschneiden zu lassen. Goldene Zeiten für ein Handwerk, die jäh mit Beat- und Flower-Power-Bewegung in den 60ern endete. Es war plötzlich nicht mehr en vogue, gut und vor allem professionell frisiert zu sein. Die Haare wurden länger, die Bärte wucherten wild bis weit in die 1970er im Che Guevara und Frank Zappa- Look. Aus einer uniformen war in rasender Geschwindigkeit eine individualistische Gesellschaft geworden, die sich auch über Haare definierte, als Beispiel sei das erfolgreiche Musical „Hair“ genannt, sich über die Haarlänge abgrenzte und sich als antibürgerlicher Gegenentwurf zu den penibel frisierten „Spießern“ betrachtete.

Als Gegenbewegung setzte in den späten 1970ern und frühen 1980ern mit dem Beginn der Pop(per)-Kultur ein Run auf Föhnfrisuren, Färbungen, Strähnchen ein, die einem in teuren, neuen Friseurläden in den Top-Lagen der Städte von fast schon als Stars gefeierten Frieseuren verpasst wurden. Unentspannte Eitelkeit war beim Mainstream dann lange Programm. Erst mit den Punkfrisuren der 1980er ist wieder eine alternative Haarkultur – zunächst in New York und London – entstanden, die klare Zeichen für einen Trend setzte, der heute mit den Barber Shops seine konsequenteste Umsetzung findet: Den Trend zur maximalen Individualität.

Friseurbesuch als Gesamterlebnis

Der Trend zum bewussten, genussvollen Umgang mit sich und seiner Zeit. Dem Bestreben, von Kopf bis Fuß seinem ureigenen Stil Ausdruck zu verleihen.

Das zeigt sich heute eben nicht nur auf der Schädeldecke sondern auch und vor allem bei der Wiederentdeckung der Gesichtsbehaarung. Ein gepflegter Bart gehört heute ebenso dazu wie coole Tattoos und kreative Haarschnitte, bei denen die Friseure alte und neue Handwerkskunst zeigen können. Und das in einem stilvollen Ambiente, in dem auf Produkte klassischer Hersteller zurückgegriffen wird, alte Traditionen wiederentdeckt, weiterentwickelt und dadurch neue Traditionen begründet werden. Der Friseurbesuch als Gesamterlebnis: Eine gute Zigarre, eine gemütliche Pfeife, Kaffee in Barista-Qualität, ein Whisky oder Rum. Und ein cooler Haarschnitt. Aber der ist in einem Barber Shop manchmal schon Nebensache.

Arnold Andre – The Cigar Company
Das Familien-Unternehmen mit Sitz im Ostwestfälischen Bünde ist Deutschlands größter Zigarrenhersteller. Zum Portfolio gehören weltbekannte Marken wie die Klassiker Handelsgold und Clubmaster, oder die hochwertigen Longfiller-Eigenmarken Carlos Andre, BEAST und Buena Vista. Neben dem weiteren deutschen Standort im niedersächsischen Königslutter verfügt Arnold Andre über Vertriebsgesellschaften in Frankreich und Portugal sowie einer eigenen Manufaktur in der Dominikanischen Republik. Die Produkte werden weltweit in über 80 Ländern vermarktet. Arnold Andre wurde 1817 gegründet und ist seitdem inhabergeführt – mittlerweile in der 7. Generation. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 850 Mitarbeiter.

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